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Stammbuchblatt

für

Aug. von Goethe.

1795 (?).

Diese Distichen schrieb Schiller dem jungen August von Goethe (gest. zu Rom 1830) ins Stammbuch. Die Abendzeitung, Juli 1825, Nr. 165 theilte sie zuerst öffentlich mit.

Holder Knabe, dich liebt das Glück, denn es gab dir der Güter
Erstes, köstlichstes: dich rühmend des Vaters zu freun!

Jeho kennest du nur des Freundes liebende Seele;

Wenn du zum Manne gereift, wirst du die Worte verstehn.
Dann erst kehrst du zurück mit neuer Liebe Gefühlen

An des Trefflichen Brust, der dir jest Bater nur ist.
Laß ihn leben in dir, wie er lebt in den herrlichen Werken,
Die er, der Einzige, uns blühend unsterblich erschuf;
und das herzliche Band der Wechselneigung und Treue,

Das die Söhne verknüpft, binde die Bäter noch fort.

Gegen die gewöhnlichen Angaben, die das Gedicht dem Jahre 1795 zuweisen, hat Hoffmeister es, nach Rücksprache mit Ernst v. Schiller, muthmaßlich in das Frühjahr 1804 gefeßt, in die Zeit unmittelbar vor Schiller's Abreise nach Berlin, weil eine nähere Bekanntschaft der Söhne der beiden Dichter sich erst habe bilden können, als beide Väter in Weimar zusammenlebten, und die Söhne schon etwas herangewachsen waren (Schiller's ältester Sohn war im September 1793 geboren). Die Anrede „Holder Knabe“, ferner V. 3 und 4 und die Distichenform sprechen aber gegen das Jahr 1804, und für das Jahr 1795; und wenn man, wie ich bereits

in der ersten Auflage dieses Commentars vorgeschlagen, den Schlußvers so liest:

Das die Bäter verknüpft, binde die Söhne noch fort,

eine Konjektur, für welche auch noch andere Umstände sprechen, so fällt das von Hoffmeister angeregte Bedenken weg.

Das Epigrammenjahr.

1796.

Das Jahr 1796 kann sich in Fruchtbarkeit an kleinern Gedichten mit dem vorhergehenden nicht messen, wenn es gleich, wenn man jedes Epigramm als ein besonderes Gedicht betrachten will, eine weit größere Zahl von Stücken aufzuweisen hat. Schiller's poetische Productivität bethätigte sich in diesem Jahre fast nur auf dem Felde der epigrammatischen Poefte, aber freilich auf diesem dafür um so reicher, während an anderweitigen Gedichten nur sehr wenige entstanden. Für dieses augenblickliche Stocken seiner lyrischen Ader zeigen sich uns mehrere Erklärungsgründe. Schon die außergewöhn= liche Fruchtbarkeit des Jahres 1795 ließ für das nächste Jahr einen minder reichen Ertrag erwarten. Schiller hatte dieses selbst vorausgesehen, wie aus einem Briefe an Humboldt vom 7. December 1795 erhellt. „Ich habe," schrieb er, „meine poetische Fruchtbarkeit in diesem Jahre doch zum Theil der langen Pause zuzuschreiben, die ich in poetischen Arbeiten machte, und die mich Kräfte sammeln ließ. Im nächsten Jahre wird es langsamer mit mir gehen u. s. w.“ Dazu kamen, außer seiner eigenen fortdauernden Kränklichkeit, Stö

rungen durch Todesfälle und Krankheiten in seiner Familie. Seine talentvolle jüngste Schwester Nannette wurde durch ein epidemisches Fieber, das im Frühjahre in Folge der Kriegsereignisse in Süddeutschland ausgebrochen war, in der Blüthe ihrer Jugend weggerafft, und auch sein Vater ward, nach längerm Hinsiechen, im September ein Opfer der Seuche. Aus diesen schmerzlichen Verlusten erwuchsen für Schiller noch obendrein schwere Sorgen um das Schicksal der Uebriggebliebenen, seiner Mutter und seiner ältern Schwester, deren er sich mit kindlicher und brüderlicher Liebe annahm. Dann waren auch die Geschäftssorgen, welche die Herausgabe des Musen-Almanachs und der Horen mit sich brachte, seiner Productivität sehr hinderlich; Correspondenzen mit Buchhändlern und Mitarbeiteru, Verpackung und Expedirung der Exemplare u. s. w. raubten Zeit und Stimmung für eine bessere Thätigkeit. Einflußreicher aber, als alles dieses, war sein immer enger werdendes Verhältniß zu Goethe. In dem Maße, wie er sich in die Anschauung von Goethe's Wesen und Productionen vertiefte, genügten ihm seine eigenen bisherigen poetischen Leistungen immer weniger. Vom Anfange Juli an lebte er eine lange Zeit hindurch im Wilhelm Meister. „Je mehr ich mich damit familiarifire," schrieb er den 3. Juli an Körner, „desto mehr befriedigt er mich. Ich bin entschlossen, mir die Beurtheilung desselben zu einem ordentlichen Geschäft zu machen, wenn es mir auch die nächsten drei Monate ganz kosten sollte. Ohnehin weiß ich für mein eigenes Interesse jezt nichts Besseres zu thun. Es kann mich weiter führen, als jedes andere und eigene Product, das ich in dieser Zeit ausführen könnte; es wird meine Empfänglichkeit mit meiner Selbstthätigkeit wieder in Harmonie bringen, und mich auf eine heilsame Art zu den Objecten zurückführen. Ohnehin wäre mir's unmöglich, nach einem solchen Kunstgenusse etwas Eigenes zu stümpern.“ Ja er ging so weit, an Körner zu schreiben, gegen Goethe sei und bleibe er nur ein poetischer Lump. Seine bisherige Ideenpoefie fing ihm an unschmack

haft zu werden, er sehnte fich nach einem realern Gehalt für seine Dichtungen; und da er sich schwer entschließen konnte, seine beson= dersten Herzens- und Lebensbezüge, die ihm viel zu geringfügig erschienen, auf eine individuelle Weise poetisch zu gestalten, so hielt er sich an die Tagesliteratur und seine Stellung als Schriftsteller zu der Welt, und entnahm daraus den Stoff zu einer Menge von Epigrammen. Ueberhaupt war das Jahr 1796 als eine Uebergangszeit, worin er sich zu der reinern Gattung der Lyrik vorbereitete, für die Erzeugung so kleiner Gebilde, wie die Epigramme find, noch immer günstig genug. Er konnte in einzelnen glücklichen Augenblicken mit leichter Mühe eine größere Anzahl hinwerfen. Es spricht sich aber in ihnen auch ganz bestimmt der Charakter einer Uebergangsperiode aus; denn während viele derselben, die wir als allgemeine bezeichnen können, ihrem Inhalte nach auf die Ideenpoesie zurückweisen, deuten andere, die persönlichen, polemischen Charakters find, auf die realere Poesie voraus, der er fich jezt zu= zuwenden im Begriffe stand.

Wir stellen die Gedichte des Jahres 1796 in folgende sechs Gruppen zusammen. Zuerst gehen wir diejenigen durch, die nicht zu den Epigrammen gezählt werden können, lassen dann eine Anzahl Epigramme folgen, die größtentheils zerstreut im Musen-Almanach 1797 erschienen, und geben endlich vier abgeschlossene und geordnete Sammlungen von Epigrammen, welche Schiller gemeinschaftlich mit Goethe dichtete, und zuerst in seinem Musenalmanach veröffentlichte: 1) die Votivtafeln, 2) eine Sammlung, die Vielen, 3) eine andere, die Einer überschrieben ist, und endlich 4) die Xenien.

Klage der Ceres.

1796.

Dieses Gedicht entstand wahrscheinlich in den ersten Tagen des Juni 1796. Am 6. Juni berichtete Schiller an Körner, es gebe viel neue Xenien, gottlose und fromme; und fügte hinzu: „Ich habe auch sonst ein kleines Gedicht angefangen, das nicht schlecht werden soll. Mein nächster Brief wird es Euch wohl bringen." Er scheint es dem Briefe noch angeschlossen oder gleich nachgeschickt zu haben; denn Körner antwortete unter dem 13. Juni: „Die Klage der Ceres ist köstlich. Dies Product beweist mir vorzüglich, daß es dir gewiß nicht an eigentlichem Dichtertalent fehlt. Das Ganze ist poetisch gedacht. Du ließest die Phantasie ruhig wirken, und wachtest nur in der Ausführung über die Einheit des Tons. Sprache und Versbau find äußerst vollendet, und passen zum Inhalte vortrefflich. Eine einzige Stelle: „Ach das Auge fällt es nicht" (Str. 5, V. 5-8, jezt: Ach! ihr Auge u. s. w.) hat beim ersten Lesen eine gewisse Dunkelheit, der vielleicht durch eine kleine Abän= derung abgeholfen werden kann. Was mich besonders erfreut, ist die Hoheit im Ausdruck der Sehnsucht ohne Nachtheil der Weiblichkeit."

An Goethe sandte Schiller das Gedicht mit einem Briefe vom 11. Juni. „Einstweilen," heißt es darin, „nehmen Sie meine Ceres, als die erste poetische Gabe in diesem Jahre, freundlich auf, und fänden sie einen Anstoß darin, so machen Sie mich doch darauf aufmerksam." Goethe erwiderte darauf unter dem 22. Juni: „Ihr Gedicht, die Klage der Ceres, hat mich wieder an verschiedene Versuche erinnert, die ich mir vorgenommen hatte, um jene Idee, die Sie so freundlich aufgenommen und behandelt haben, noch weiter zu begründen. Einige find mir auch ganz

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