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den ist (s. u.), kann dabei nur wenig in betracht kommen. Das ganze ist eine ermahnung an alle stände der welt, im hinblick auf den tod und das letzte gericht von ihrem sündigen lebenswandel abzulassen. Dieser gedanke ist zu damaliger zeit wiederholt in ähnlicher ausführung behandelt worden, insbesondere in den zahlreichen gemalten und gedruckten totentänzen, im henselinsbôk1, in einigen fastnachtspielen u. a. In bezug auf die allgemeine geschichte der totentänze verweise ich auf Maßmanns und Wackernagels forschungen. Unser text ist der bei weitem umfangreichste von sämmtlichen andern bekannten totentanztexten; eine anregung zur abfassung unseres denkmals hat wohl ohne zweifel zunächst das totentanzgemälde in der Lübecker Marienkirche, um 14635, gegeben, vermuthlich auch die aus jener zeit stammenden hochdeutschen illustrirten totentanzdrucke . Ein ziemlich ungeschickter ausng aus unserem texte in sechszeiligen strophen ist der zweite niederdeutsche totentanzdruck, Lübeck 15207, von welchem wiederum eine dänische übersetzung sich zu Kopenhagen befindet. Auch die verse unter dem totentanz in der Berliner Marienkirche stehen in nahen beziehungen zu den verschiedenen Lübecker texten.

Unser totentanz zerfällt in drei haupttheile, die einleitung cap. 1 bis 3, das eigentliche totengespräch cap. 4 bis 60 und den schluss Die einleitung ist höchst wahrscheinlich, wie der cap. 61 bis 68. schluss, aus einem oder mehreren gleichzeitigen andachtsbüchern

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1 S. Naumanns Serapeum 1862, n. 12.

2 Keller, fastnachtspiele des 15 jahrhunderts. Stuttgart 1853. 3 Die Baseler totentänze. Stuttgart 1847; Serapeum, band 10; Wiener jahrbücher der litteratur, band 58, anzeigeblatt; litteratur der totentänze. 4 Der totentanz, in Haupts zeitschrift 9, s. 302 ff.

5 Der totentanz in der Marienkirche zu Lübeck. Nach einer zeichnung von C. J. Milde, mit erläuterndem text von professor W. Mantels. Lübeck 1866. Vgl. auch meine kleine schrift über den Lübecker totentanz. Berlin 1873.

6 Maßmann, litteratur der totentänze IV, s. 84 ff. S. auch Wackernagel a. a. O. s. 334.

7 Das einzige bekannte exemplar ist seit 1849 in der bodleyischen bibliothek in England. Der text ist abgedruckt bei W. Lübke, der totentanz in der Marienkirche zu Berlin, Berlin 1861, und bei Mantels a. a. O. Vgl. Maßmann im Serapeum 1849 n. 20 und Lübke a. a. 0.

s. 35.

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entlehnt, vgl. d. anm. zu v. 3 und 73. Cap. 1 bis 3 spricht augenscheinlich nicht der tod, daher ist der über cap. 2 in A und B befindliche theil der überschrift de dôt gestrichen worden. Cap. 4 spricht anfänglich der tod, von v. 135 an bis 144 aber wieder der verfasser, vgl. unten cap. 61 ff. Dann folgt in cap. 5 der papst, dem der tod antwortet, u. s. w. Durch diese anordnung, dass zuerst der sterbende, dann der zu ihm gehörige tod spricht, unterscheidet sich unser text auffällig von den übrigen totentanztexten. Woher der in den einzelnen capiteln behandelte stoff genommen ist, lässt sich nur in wenigen fällen nachweisen. Mehrere capitel lehnen vermuthlich an die entsprechenden strophen unter dem gemälde in der Marienkirche an, s. d. anm. zu 211 bis 214, 221 f., und zu 815 bis 17. Cap. 42 (s. d. anm. z. 997) ist ein dürftiger auszug aus einem capitel des bokes der profecien u. s. w. 1, auf welches auch 443 ff. und 823 ff. (s. d. anm.) hinweisen. In ähnlicher weise ist gewiss noch vieles andere entlehnt worden. Fast sämmtliche andachtsbücher der damaligen zeit stehen in einem mehr oder minder nahen zusammenhang unter einander, indem eine beifall findende stelle ungescheut aus einem buche in das andere übernommen wurde. An den vielgelesenen Vrîdank werden wir wie im R. V. an mehr als einer stelle erinnert, vgl. anm. zu 313. 400. 1629, wenn auch nicht zu entscheiden ist, ob die entlehnung direct oder indirect erfolgt ist. Der schluss endlich, von cap. 60 an, ist nachweisbar fast ganz aus verschiedenen stellen des bereits genannten bokes der profecien zusammengesetzt, vgl. d. anm. von 1457 ab. Auch an das leben des heiligen Hieronymus (Lübeck 1484) werden wir an einigen stellen erinnert, vgl. anm. zu 1457. 1675. Cap. 60 spricht der tod noch zur amme, in cap. 61 bis 62 folgen einige allgemeine betrachtungen, in 63 bis 65 vergisst der verfasser wie oben in cap. 4 völlig, dass nicht er, sondern der tod spricht, und erst in cap. 66 tritt der tod wieder auf, um mit einer nochmaligen ansprache an alle stände der welt den eigentlichen totentanz zu beschließen. Es ist daher schon von cap. 61 an wie oben bei cap. 2 die in den drucken regelmäßig hinzugefügte überschrift de dôt-gestrichen und nur die un

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1 Boek der profecien, epistelen vnde des hylghen ewangelij auer dat gantze yar mit velen glosen etc. Lübeck 1488, 1493 u. ö., s. Panzers annalen. Ich citiere nach der ausgabe von 1493.

regelmäßig sich findende überschrift dat nte capittel oder gesette beibehalten oder, wie in 62 bis 64, ergänzt worden. Dagegen hat cap. 66 wieder seine volle überschrift. Dies cap. stört eigentlich die symmetrie des ganzen und würde besser gleich auf cap. 60 folgen. Wie nach dem prolog (cap. 1 bis 3) cap. 4 den reigen eröffnet, so würde dann das jetzige cap. 66 denselben würdig beschließen, worauf die übrigen capp. den epilog bilden würden. Auch stände dann das motto an einer gewählteren stelle. Die beiden letzten capp. dem tode in den mund zu legen, wie A und B thun, ist unsinnig, vgl. besonders 1645, 1671, 1676 ff. Daher ist auch hier in der überschrift de dôt gestrichen worden.

Der verfasser unseres gedichtes ist uns nicht bekannt. Ein Lübecker war er unzweifelhaft, vgl. v. 432. 656. 1135. 1187, und es liegt sogar die vermuthung nahe, dass er mit dem übersetzer des Reineke identisch gewesen sei. Um diese vermuthung näher zu begründen, müssten uns freilich die gleichzeitigen Lübecker drucke zugänglicher sein als sie es bis jetzt sind. Zu erwähnen ist noch, dass die meisten in jener zeit zu Lübeck gedruckten bücher am schluss dieselben schilder zeigen, wie unser druck (s. u.), obwohl die typen verschiedenen druckereien angehören. Deecke hat, wie Wiechmann mittheilt 1, hieraus vermuthet, dass die Michaelisbrüder oder die brüder vom gemeinsamen leben in Lübeck ebenso wie in Rostock eine niederlassung hatten und dass von ihnen jene sämmtlichen mit dem gemeinsamen zeichen versehenen schriften verfasst oder doch herausgegeben wurden. Von unserm buche sind uns zwei auflagen bekannt, von deren jeder je ein exemplar auf uns gekommen ist, nämlich

A. Des dodes dantz. Lübeck 1489. kl. 4. mit holzschnitten. 36 bl. ohne seitenzahlen und custoden mit sign. a (aiij) bis f. Auf bl. 1a der obige titel und das motto O mynsche u. s. w., dazwischen auf einem holzschnitt, der im text öfter wiederkehrt, der tod mit einem grabscheit. Auf bl. 1b dyt is dat register u. s. W., in 2 coll. bis fast zur hälfte von 2a. Daran schließt sich sofort Dat erste capittel. Die ersten 4 capp. füllen bl. 2, 3 und 4a, worauf

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1 Wiechmann - Kadow, zur ältern buchdruckergeschichte Lübecks. Zeitschr. des vereins für lübeckische geschichte und alterthumskunde. Band 2. s. 503.

dann stets seiten- und capitelschluss zusammenfallen, bis zu cap. 59. Cap. 60 bis 68 füllen bl. 32 bis 35 und einen theil von 36a. Darunter steht rechts wieder der tod mit dem grabscheit, links breit gesperrt Amen, darunter O mors quam amara etc., darunter zwei schilder, das eine mit dem Lübecker doppeladler, das andere quergetheilt (roth und weiß?) ohne schraffierung. Unter dem ganzen quer über das blatt hinweg Ghedichtet u. s. w., links in der ecke ein kleines schild mit drei mohnköpfen, rechts eins mit einem T, an dem sich rechts ein kleines kreuz befindet. Bl. 36b ist leer. Holzschnitte finden sich außer am anfang und am ende bei den capp. 4 bis 60, etwa von der größe einer viertelseite. Dieselben stellen theils die sterbenden personen, theils den tod in verschiedenen stellungen dar. Letzterer findet sich außer mit dem grabscheit noch abwechselnd mit einem pfeil, mit einer sense, oder auf einem löwen reitend. Für bürger und werkmeister ist derselbe holzschnitt verwendet, ebenso für junker und amptknecht. Der text steht neben und unter den holzschnitten. Die verse sind nicht abgesetzt, beginnen aber mit einem großen, roth durchstrichenen buchstaben; sonst ist fast alles klein geschrieben. Als interpunction dient ein nur selten gesetzter punkt. Die abkürzungen beschränken sich fast ganz auf m- und n-striche. Die capitelzahlen sind meistens vorhanden, theils über, theils unter den capiteln.

Das einzige bekannte exemplar dieser ausgabe war früher in der sammlung alter drucke von T. O. Weigel in Leipzig und befindet sich jetzt, elegant eingebunden, im germanischen museum zu Nürnberg. Es ist bereits beschrieben in Weigel und Zestermann, die anfänge der druckerkunst. Leipzig 1866. b. I. In demselben fehlt bl. 6 (cap. 8 und 9); bl. 28 und 29 sind einmal zusammengeklebt und beim auseinanderlösen beschädigt worden, wodurch der text von cap. 54 theilweise unleserlich geworden ist. Die lücken sind sowohl hier als auch an andern etwas beschädigten stellen von unkundiger hand oberflächlich ausgeflickt worden; so steht cap. LV st. iunkfrowe: iunkfrou, 1246 st. wachten: wart-ten, 1247 st. lullebrodere lulle. Je-dere, 1284 st. bedreue: bedaere, st. openbar: ope wer, 1285 st. valscheit vnde: valschene ande, 1286 st. Vloken: Cnoke, XLVII st. De Werkmester: De Wartmester. An diesen stellen sind wir allein auf das exemplar der zweiten ausgabe angewiesen.

B. Dodendantz. Lübeck 1496. 4. mit holzschn. 34 bl. ohne foliozahlen und custoden mit sign. a (aiij) bis f. Auf bl. 1a eine

kaiserkrone, darunter der obige titel, darunter in einer reihe drei totenköpfe. Motto und register fehlen. Auf bl. 1b beginnt gleich oben ohne überschrift, aber mit großem geschnitzten und colorirten anfangsbuchstaben cap. I. Die ersten 3 capp. füllen 1b, 2a und b, worauf bis zu cap. 60 je ein capitel eine seite ausfüllt. Bl. 31a. schließt mit der überschrift von cap. 61: De doet lxi. Capp. 61 bis 68 füllen 31b, 32 bis 33 und einen theil von 34a. Darunter steht: Anno domini Mccccxcvi Lübeck. Das lateinische citat O mors u. s. w. fehlt. Auf bl. 34b steht in der mitte ein totenkopf, links oben davon ein schild mit dem Lübecker doppeladler, rechts oben ein quergetheiltes schild, links unten eins mit drei mohnköpfen, rechts unten eins mit einem T, an dem sich rechts ein kleines kreuz befindet. Holzschnitte und einrichtung stimmen im ganzen mit A überein; die ersten und die letzten capitel sind theils gar nicht, theils nur mit de doet überschrieben, capitelzahlen stehen nur bei cap. 2, 3, 61 bis 68; in einzelnen capp. sind die verse theilweise abgesetzt.

Das einzige bekannte exemplar befindet sich auf der Wolfenbütteler bibliothek in einem bande mit Sunte Birgitten openbaringe und dem spegel der leien.

Beide ausgaben bieten mit ausnahme der bereits erwähnten abweichungen einen ziemlich gleichlautenden text, jedoch liebt A die kürzeren formen dem, up, al, B die längeren deme, uppe, alle. Einige kleinere worte sind in B hin und wieder ausgelassen worden, auch finden sich daselbst einige wortumstellungen. Unserm texte liegt selbstverständlich die ältere und vollständigere ausgabe A zu grunde; nur einige male, manchem vielleicht nicht oft genug, ist eine offenbar bessere lesart in B vorgezogen worden. Die abweichenden lesarten von B finden sich unter dem texte.

In der orthographie weichen beide ausgaben ziemlich stark von einander ab. A schreibt gans, cruce, koninck, vrochte, elende, nouwe, B gantz, crutze, konninck, vruchte, ellende, nauwe, A sad, B sath, A alsus, B alzus u. s. w.

Ich habe im ganzen die in mittelniederdeutschen textausgaben übliche schreibweise beibehalten. Die zischlaute habe ich im all

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1 Dasselbe ist durch die von Bruns mitgetheilten bruchstücke allgemeiner bekannt geworden, während die erste ausgabe von 1489 bisher nur wenig beachtung gefunden hat.

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