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schreibt der Papst Zacharias an Bonifacius, daß er bei dieser verkehrten Lehre wirklich beharret, so muß er nach berufener Versammlung aus der Kirche gestoßen und seines priesterlichen Schmucks entkleidet werden.“

Im westlichen Frankreiche war die Kirche durch die Unruhe der Zeiten und die Rohheit der Franken in einen argen Verfall gerathen. Oft hatten die Könige tapfere Kriegsleute zu Bischöfen und Aebten ernannt, um sie durch den Genuß der mit diesen Aemtern verbunde nen reichen Einkünfte zu belohnen. Die Bande der Metropolitanverfassung waren aufgelöst, Synoden wurden fast gar nicht mehr gehalten. Bonifacius versuchte, unter dem Schuße der Söhne Karl Martell's, auch hier die alte Ordnung wieder herzustellen. Wie immer trat er als Legat des Römischen Stuhles auf, verfuhr in Allem nach den Weisungen, die ihm von diesem zukamen, und ließ die Oberhoheit des Papstes ausdrücklich anerkennen. Die meisten Fränkischen Erzbischöfe nahmen seitdem ihr Pallium von Rom.

Wie sehr Bonifacius aber auch die Påpste als Oberhäupter der Kirche verehrte, und seine Handlungen gänzlich nach ihren Aussprüchen regelte, so wenig scheute er sich doch, freimüthig zu rügen, was er in ihrem Verfahren Verwerfliches fand. Selbst zu Rom hatte sich noch mancher heidnische Gebrauch erhalten, besonders die Feier der ersten Tage des Januar, dem die Päpste nicht steuerten, und leicht konnten neubekehrte. Christen, wenn sie dorthin kamen, an diesem Unwesen Anstoß nehmen. Deswegen schrieb Bonifacius dem Papste Zacharias: „Die unwissenden Deutschen, Baiern, Franken meinen, wenn fie etwas von dem Schlechten, das wir verbieten, zu Rom geschehen sehen, daß dies von den Priestern erlaubt sey; sie machen uns dann Vorwürfe, nehmen für sich selbst ein Aergerniß, und unsere Predigt, unser Unterricht wird dadurch gehindert."

Unermüdlich in seinem Berufe, legte Bonifacius im Jahre 744 den Grund zu einem Kloster, welches von dem Flusse Fulda, an welchem es erbaut wurde, seinen Namen erhielt. Zu seiner Freude schlug die dort angelegte Pflanzschule künftiger Heidenbekehrer die herrlichsten Wurzeln. Denn statt der sieben Mönche, die sich zuerst mit dem Abt Sturm daselbst niederließen, zählte man noch vor dieses Vorstehers Tode schon über vierhundert, und an Gütern und Einkünften ward dies Kloster eins der reichsten in Deutschland.

Um das Jahr 745 wurde Bonifacius in Mainz zum Bischof gez wählt und vom Papste bestätigt. Hiedurch wurde jene Stadt der Sit

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eines Erzbischofs, dessen Sprengel vierzehn Bisthümer untergeordnet waren. Auch von hier aus wirkte Bonifacius unausgeseht für die Berbesserung des kirchlichen und christlichen Lebens. Selbst in hohem Alter wollte er der doch so wohlverdienten Ruhe nicht pflegen, sondern sein Werk mit der Vollendung dessen krönen, womit er seine Laufbahn begonnen, mit der Bekehrung der Friesen. Keine Gefahr noch Beschwer achtend, zog er, der mehr als siebzigjährige Greis, unter dies wilde Volk, predigte, taufte, zerstörte Göhenbilder, und erbaute Kirchen. Eines Tages aber überfiel ihn ein Schwarm wůthender Heiden, die durch klirrende Waffen die Absicht, ihre beleidig= ten Götter zu rächen, kund gaben. Bonifacius' Begleiter wollten sich vertheidigen, er aber wehrte ihnen und sprach: die heilige Schrift lehret, Böses mit Gutem zu vergelten. So fiel er unter den Streichen der Ergrimmten und sein Gefolge mit ihm (755).

25. Die Päpste und die Longobarden.

Auf diese Weise wurde das Christenthum und mit diesem die Rómische Kirchenverfassung auch über Deutschland verbreitet. So lange das Römische Kaiserreich bestanden, war der Primat der Påpste immer mehr ein Ehrenvorrang als eine wirkliche Oberhoheit gewesen; eine solche war wenigstens nie ohne Widerspruch, selbst im Westen nicht, anerkannt worden. Jest nachdem fast die ganze abendländische Kirche wieder von Rom aus neu begründet worden war, sah die Geistlichkeit dieser Lånder im Papste wirklich eine höchste und entscheidende Instanz, von der nicht bloß die Beurtheilung von Streitfällen, sondern sogar eine Bestätigung der erzbischöflichen Wahlen durch Uebersendung oder Zurückhaltung des Valliums, des Zeichens jener Würde, abhänge. Durch die beginnende Bekehrung der nördlichen Germanischen und östlichen Slavischen Völker wurde dann der Påpste Gewalt auch auf diese Lånder übertragen und die Verluste, welche das Christenthum damals in Africa und Spanien durch die Saracenische Eroberung trafen, ersetzten eifrige Glaubensboten in jenen Gegenden. Wenn sich so die Stellung der Römischen Bischöfe zur Kirche zu ihrem Gewinn ånderte, so erhielten auch die Verhältnisse zur weltlichen Macht um diese Zeit eine neue und höchst bedeutsame Richtung. Noch Papst Martin war abgeseht worden, weil er es gewagt hatte, an der Spiße eines Concis

liums in der lateranischen Kirche zu Rom die Lehre von einem Willen in Christo (o. S. 113.) zu verdammen. Man hatte ihn auf Befehl des Kaisers nach Byzanz geschleppt und nach vielen Mißhandlungen war er im Exil gestorben (655). Als darauf Papst Sergius (gest. 701) die Annahme der Beschlüsse einer zu Constantinopel gehaltenen Synode verweigerte, follte er gleichfalls dorthin gebracht werden; aber eine hierüber ausbrechende Empörung der Truppen zu Ravenna verhinderte die Ausführung dieses Gebotes. An solchen Zeichen erkannten die Römischen Bischöfe, auf welche Gesinnungen sie in Italien fußen könnten, und es ist oben schon erwähnt worden, wie Rom bei Gelegenheit des Bilderstreites der Byzantinischen Herrschaft, wo nicht schon dem Namen doch der That nach, entfremdet wurde. Es hatte auch ein innerer Widers spruch in diesem Verhältnisse gelegen, der allmählig stårker hervortrat. Die Päpste waren unbezweifelt die herrschenden Bischöfe des Abendlandes geworden, in den Gemüthern der neubekehrten Germanischen Völker schlug ihre Verehrung tåglich tiefere Wurzeln. Dennoch sollten fie sich den ihnen ganz fremden Absichten der morgenländischen Kaiser und deren aus politischen Gründen erlassenen Verordnungen über die christliche Dogmatik fügen. Außerdem hatten beide Kirchen selbst, die orientalische und occidentalische schon früh eine Verschiedenheit gezeigt: die erstere war überwiegend theoretisch, die lektere den praktischen Interessen mehr zugewendet (Th. III. S. 376). In mannichfaltigen Zwisten und Trennungen hatte sich dieser Gegensaß im Laufe der Jahrhunderte weiter ausgebildet.

Doch kaum dem drückenden Einflusse des Byzantinischen Reiches entgangen, schien den Påpsten ein neues, nåheres und darum schlimmeres Joch auferlegt werden zu sollen. Des Longobarden Königs Luits prand's (S. 120) Thätigkeit und Kriegsglück drohte ganz Italien in seine Gewalt zu bringen. Zwar war sein Volk jeht dem katholischen Glauben ergeben und persönlich hätten die Römischen Bischöfe wol nichts mehr von ihm zu fürchten gehabt; aber deutlich sah es ihr eindringender Blick, daß eine freie politische Stellung für sie nicht bloß von größter Wichtigkeit, sondern sogar nothwendig sey, wenn sie anders das wahre Haupt der Kirche, wenn sie den allgemeinen und unendlichen Inhalt des Christenthums vertreten, und nicht die Bischöfe eines besonderen Staates feyn, nicht dessen zufällige Interessen fördern wollten. Stets hat der heilige Stuhl diesen Gesichtspunkt festgehalten, und deshalb auch in der Folge die Bereinigung Italien's unter ein Oberhaupt immer zu verhindern

Gregor III.; Bacharias (731-752).

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getrachtet. Auch jezt konnte den Påpsten nur daran gelegen seyn, die Longobardische und Griechische Macht im Gleichgewichte zu erhalten, nicht aber die erstere völlig triumphiren zu lassen. Daher geschah es auf ihre Ermunterung, daß der Dur Ursus von Venetien dem Erarchen Beistand leistete und beide Ravenna wieder eroberten. Ja Gregor III. und die Römer machten sogar mit den rebellischen Herzogen Thrasamund von Spoleto und Gottschalk von Benevent gemeinschaftliche Sache, um dem Longobardenkönig eine starke Opposition im eigenen Reiche zu erwecken. Aber Luitprand blieb Sieger, er verheerte die Römische Landschaft und drang bis vor die Thore.

Da sah sich Gregor III., nothgedrungen, nach einer neuen weltlichen Stüße um. Nur ein Volk kam in Betracht, es waren die Franken. Diese hatten, als die Oströmischen Kaiser Afien, Africa, das Mittelmeer vor den Arabern nicht schüßen konnten, als das ganze Abendland eine Beute ihres Schwertes zu werden schien, die Christenheit gerettet. Unter dem Schuhe ihres Major Domus vers kündete damals Bonifacius das Christenthum den heidnischen Deutschen. An Karl Martell also sendet Gregor die Schlüssel zum Grabe des heiligen Petrus: er möge dessen Nachfolger schüßen.

Sein Versuch schlug fehl. Karl wollte mit den Longobarden nicht brechen *) und Zacharias (741-752), Gregor's III. Nachfolger, mußte einen andern Ausweg ergreifen. Er gab die verbündeten Herzoge auf, versprach sogar den König mit Truppen gegen Spoleto, wo der Aufstand wieder ausgebrochen war, zu unterstüßen, wenn er die in der Umgegend Rom's weggenommenen Städte wieder frei geben wollte. Spoleto wurde wirklich erobert und Herzog Gottschalk zum Geistlichen geweiht. Indeß verzögerte sich die Herausgabe jener Pläße und Zacharias, vertrauend auf den Eindruck, welchen das persönliche Erscheinen des Statthalters Christi auf die frommen Longobarden machen würde, entschloß sich, Luitprand in Terni zu besuchen. Schon weit vor der Stadt kam der König, ebenso gottesfürchtig als tapfer, dem heiligen Vater entgegen. Vollständig erreichte Zacharias seinen Zweck: die Longobarden verließen jene Orte, alle gefangene Römer wurden freigegeben, und mit dem Herzogthum Rom wurde auf zwanzig Jahre Friede geschlossen. Dagegen

*) Karl Martell und Luitprand standen in dem genauesten Vernehmen. Zum Beichen der Freundschaft sandte jener diesem seine Sdhne, daß er ihnen nach alt= römischer Sitte die ersten Locken abschnitte.

führte Luitprand gegen Ravenna den Krieg fort. Noch mehr. In frommer Stimmung schenkte er der Römischen Kirche große Güter in der Landschaft Sabina und im Gebiete von Narni, ebenso das Thal von Sutri und sogar die beiden Städte Ancona und Osimo. Der größte Theil dieser Besikungen war dem Oströmischen Kaiser erst eben entrissen; aber Zacharias nahm die Schenkung für sein Bisthum ohne Weitres an.

3u spåt erkannte der Kaiser Constantin Kopronymus (v. S. 120.) wie wichtig des Papstes Einfluß zur Erhaltung der Italischen Länder sey. Er suchte wieder eine nåhere Verbindung einzuleiten und gab dem Zacharias daher mehrere während der Bilderstreitigkeiten in Unteritalien eingezogene Kirchengüter zurück. Über die Päpste sahen nach Westen. Unverwandt richtete ihre Staatskunst das Auge auf die Franken. Weit sicherer konnten sie sich einem Volke anvertrauen, das zu entfernt wohnte um erdrückend zu wirken, und bald gelang es ihnen auch, mit seinen Herrschern in engere Verbindung zu kommen.

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26. Pipin der Kleine.
(741-768.)

Karl Martell hatte sterbend das Reich unter seine beiden Söhne getheilt. Karlmann erhielt das östliche, Pipin, der Kleine genannt, das westliche Reich, beide als Hausmeier; und einem dritten, von einer andern Gemahlin gebornen Bruder, Gripho, sollten einzelne Landschaften zufallen. Aber die Ehe, in welcher Karl Martell mit Gripho's Mutter, gelebt hatte, galt für keine rechtmäßige. Dies benußten Pipin und Karlmann. Sie gingen auf ihren Stiefbruder Gripho los, entkleideten ihn aller Macht, und sehten ihn auf ein wohlbewachtes Schloß in den Ardennen. Als aber nun Empórungen der Deutschen Völker drohten, hielten sie es für gut, wieder einen Merovingischen Schattenkönig einzusehen, einen Sohn Chilperich's II., Childerich III. Dennoch weigerten fich die Herzoge von Aquitanien, Alemannien und Baiern, die Herrschaft der Hausmeier anzuerkennen, und standen wider sie auf. Auch die Sachsen erhoben Fehde. Aber die beiden Brüder, und besonders Pipin, dessen Geist kraftvoll war wie sein Arm*), überwanden sie alle. Der

*) Bei einer Thierhehe hieb er einmal einem Löwen, der einen Büffel ge= packt hatte, mit einem so gewaltigen Hiebe den Kopf ab, daß das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr.

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