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Die Schlacht im Lechfelde.

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mit starken Haufen auf das leßte Treffen. Die Böhmen find, schnell überwältigt, das Gepäck wird genommen, und die Ungern werfen sich mit erhöhtem Ungestüm auf die Schwaben. Auch diese gerathen in Verwirrung und beginnen zu weichen. Da giebt Otto Befehl: der Herz zog Konrad folle dorthin mit den Seinigen vorgehen, und es gelang dem tapfern, kriegserfahrnen Führer, die Schlacht an dieser Seite hers zustellen und die Ungern im Siegeslauf aufzuhalten. Der König aber, der Krieger Muth durch lauten Zuruf befeuernd, rückt mit dem vorderen Treffen, Kämpfer und Feldherr zugleich, gegen den Lech, um die Ungern nåher an den Fluß zu drången, daß die Behendigkeit ihrer Reiter keinen Raum mehr fånde. Nach langem Morden siegten die Deutschen, und die Magyaren wandten sich zu wilder Flucht. Viele fanden ́den Untergang in den Wellen, viele schlug die Verfolgung, welche zwei Tage lang fortgefeßt wurde. Nur wenige sollen die Heimath wiedergesehen haben. Auch Herzog Konrad war gefallen. Als er, von der Hiße des Sommertages und des Gefechts ermattet, die Halsberge lüftete, traf ihn ein Pfeil in die Kehle; der Bischof von Eichstädt, die Schwä= bischen Grafen Theobald und Reginald lagen ebenfalls unter den Todten. Die herrlichste Frucht des Sieges auf dem Lechfelde war aber der Schrekken, den er auch für die folgenden Zeiten den Ungern einflößte. Sie sind seitdem nicht mehr in das Innere Deutschland's gekommen.

Neue Ereignisse riefen Otto, der nicht gewohnt war, Begonnenes unvollendet zu lassen, zum andern Male über die Alpen. Die Nachricht von den Unruhen in Deutschland hatte Berengar, dem Italien auf jenem Tage zu Augsburg wirklich zu Lehn ertheilt worden war, so kühn gemacht, in diesem Lande mit der Willkür eines unumschränkten Herrn zu schalten. Der Papst Johann XII., ein Enkel der Marozia, klagte und bat um Hülfe. Otto schickte seinen Sohn Ludolf voran, der aber schon 957 starb. Da zog (961) der König selbst über die Berge, kam nach Mailand, wo er Berengar von den Bischöfen und Grafen ohne Widerstand für abgefeßt erklären und sich selber krönen ließ, und im Anfang des folgenden Jahres (962) nach Rom, wo ihm der Papst auch die Kaiserkrone auffeßte. Durch diese leßtere erhielt Otto zunächst die Oberherrschaft über die Stadt Rom und ihr Gebiet; viel folgenreicher aber war es, daß die Kaiserwürde, welche unter den schwachen Italienischen und Burgundischen Fürsten ihre Bedeutung ganz eingebüßt hatte, durch die Macht des Deutschen Königs, bei dessen Nachfolgern fie blieb bis auf die gänzliche Auflösung des Reiches in unseren Tagen,

neuen Glanz ́ erhielt, und die Vorstellung von jener höhern, den Nachfolgern August's und Constantin's zustehenden Obmacht wieder erwachte. Durch das Bestreben, das Ansehen dieser und der damit eng verbundenen Krone Italien's zu behaupten, wurde das Deutsche Königthum auf Bahnen gerissen, welche die Sorge für die der Obhut so sehr bedürftigen heimischen Angelegenheiten nur zu oft vergessen ließen; aber auch der Nation ein Spielraum für kråftige Thåtigkeit eröffnet, welche ihrer Entwickelung sehr förderlich gewesen ist.

Die Beruhigung Italien's hielt Otto eine Zeitlang in der Lombardei auf, zu lange für die Italiener und insbesondere für den Papst. Diesem war es nämlich, ganz in der damaligen Weise Italienischer Politik, nur darum zu thun gewesen, sich des einen Herrschers durch den anderen zu entledigen. Nun aber griff ihm Otto viel zu gewaltig in die Verhältnisse ein und war bei weitem gefährlicher geworden als Berengar. Heimlich verband er sich wieder mit dessen Partei. Otto, noch beschäftigt mit der Belagerung einiger festen Schlösser, in welchen sich Berengar und seine Anhänger tapfer vertheidigten, empfing diese Nachricht mit Erstaunen; zugleich traf eine Gesandtschaft der Römer ein, berichtend von Johann's anstößigem, unheiligem und unkeuschem Wandel. Da erhob er sich zum zweiten Male nach Rom, und rief ein Concilium von Deutschen und Italienischen Bischöfen zusammen, Recht zu sprechen über den entflohenen Papst (963). Es traten zwei Römische Geistliche als Anklåger auf, und bezeugten, daß der Nachfolger Petri einst einen Diakonus im Pferdestall ordinirt, daß er mit seinen Verwandten Blutschande getrieben, und den heiligen Palast zu einem Hurenhause gemacht, daß er einen Geistlichen durch Ausstechung der Augen, einen Andern durch Entmannung ums Leben gebracht u. s. w. Hierauf wurde beschlossen, den Papst zur persönlichen Verantwortung so schwerer Beschuldigungen aufzufordern. Umsonst drohte dieser aus seinem Schlupfwinkel in Campanien mit Bannbullen; das Concilium und die Römische Geistlichkeit erklärte ihn für abgeseßt, und erwählte seinen Archivar, der den Namen Leo VIII. annahm*), zu seinem Nachfolger.

Otto verweilte zwar den Winter über in Rom, hatte aber sein Kriegsvolk im November größten Theils entlassen müssen, da niemand

*) Der erste Papst, der das Beispiel des nachher gewöhnlich gewordenen Namenswechsels bei der Erhebung gab, war, so viel man weiß, Johann XII.

Züchtigung der Römer.

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Jahre lang zu dienen verpflichtet war. Hierauf bauten Johann's XII. Anhänger in der Stadt. Am 3. Januar 964 rotteten sie sich zusammen; es war auf des Kaisers Leben abgesehen. Inveß griffen die Deutschen, obwohl nur ein kleines Häuflein, muthig die Rebellen an, und zersprengten sie nach einem hißigen Gefecht auf der Tiberbrücke und in den Straßen. Die Römer mußten dem Kaiser wiederum Treue schwören und 100 Geiseln stellen. Aber so unbeugsam waren Freiheitsgeist und Troß in ihnen, daß die streng Gezügelten, sobald der Kaiser im Frühjahr den Rücken gewandt, auch seinen Papst zur Stadt hinausjagten, Johann XII. herbeiriefen (964), und da dieser starb, eigenmächtig einen andern, Benedict V., wählten. Zornig ging Otto, als er sein Heer wieder verstärkt hatte, im Januar nach Rom zurück, das sich zwar widerseßte, aber durch Hunger und Gewalt in kurzem bezwungen ward. Sein Gericht war strenge, doch nicht despotisch noch rachsüchtig. Er versammelte wieder ein Concilium, das Leo VIII. noch einmal als Oberhaupt der Kirche anerkennen mußte; den Benedict dagegen schickte er, nachdem ihm die påpstlichen Gewänder abgenommen und der Stab vor den Füßen zerbrochen worden, in die Verbannung nach Hamburg. Auch König Berengar wurde als Gefangener nach Deutschland, und zwar auf das feste Schloß Bamberg geführt. Jezt endlich war es dem Kaiser vergönnt, die Heimath wiederzusehen.

Aber auch nur auf kurze Zeit. Die Römer trieben den von ihm eingesetzten Papst Johann XIII. (Leo VIII. war schon 965 gestorben) wieder aus den Thoren. Dies mußte geahndet werden. Zum vierten Male also zog er nach Rom (966), und ließ jest dreizehn der vornehmsten Römer aufhången. Viele andere wurden geköpft, geblendet, verwiesen. Zugleich mußte der so befestigte Papst bei dieser Gelegenheit des Kaisers Sohn von der Adelheid, Otto II., als Mitregenten und Nachfolger im Kaiserthum krönen. Der Vater wünschte, ihn mit der Griechischen Prinzessin Theophania, der Tochter Romanus I. und der Theophano (f. v. S. 186.), zu vermählen, welche nach seinem Vorschlage die Provinzen Apulien und Calabrien als Brautschaß mitbringen sollte, um auf diese Weise den Rest von Italien mit dem Rdmisch-Deutschen Reiche zu vereinigen. Die bisher von den Griechen abhängig gewesenen Fürsten von Benevent_und_Capua*) hatten sich

*) Capua und Salerno hatten sich um die Mitte des neunten Jahrhunderts als besondere Staaten von Benevent getrennt.

ihm schon unterworfen. Über Kaiser Nicephorus Phokas lehnte den Antrag mit lächerlichem Stolze ab, verlangte Rom und die übrigen Landschaften Mittelitalien's als zu seinem Reiche gehörig zurück, und warf den Gesandten die in Rom verübten Gewaltthätigkeiten ihres Herrschers vor; so daß es zum Kriege kam und Otto in Apulien einfiel. Darüber wurde Nicephorus ermordet, und sein Nachfolger Johann Tzimisces schloß Frieden (970), in welchem er Theophania für Otto II. bewilligte.

Alle diese Håndel und Verwickelungen hatten Otto die Angelegenheiten des Vaterlandes nicht aus den Augen gerückt; auch dem Norden und Osten schenkte er, von Italien aus, fortwährende Aufmerksamkeit. Er unterstüßte die dortigen Missionen, legte Bisthümer in den eroberten Slavischen Provinzen an, außer den oben erwähnten zu Havelberg und Brandenburg, auch noch zu ́ Merseburg, Zeiß und Meißen, ja selbst in Posen. Er unterwarf diese sechs Bisthümer mit Bewilligung des Papstes einem Erzbisthum, das er in seinem geliebten, durch starke Mauern befestigten und durch eine berühmte Domkirche verschönerten Magdeburg gründete. Was Karl mit den Sachsen gethan, thaten nun auch die Kaiser aus dem Såchsischen Hause mit den Slaven, sie suchten die mit dem Schwerte theils errungene, theils zu erringende Herrschaft durch die Einführung des Christenthums zu befestigen oder vorzubereiten.

Das Aeußere dieses herrlichen Mannes schildert uns Witikind als seines Innern würdig. Er war von hohem, majestätischem Unsehen, funkelnden Augen, röthlichem Angesicht, weißem Haar und langem Bart; sein Gang war in jüngeren Jahren rasch, seine Kleidung immer vaterländisch. Er besaß eine schnelle Fassung, selbst für fremde Sprachen, und war bei aller Würde stets heiter und milde.

Algemein geehrt und gefürchtet im Reich und im Auslande als der mächtigste Herrscher seiner Zeit, und doch mit dem Ruhm der Måßigung und der Gerechtigkeit, endete Otto I., schon bei seinem Leben der Große genannt, seine leuchtende Laufbahn zu Memleben, dem Sterbeorte seines Vaters, am 7. Mai 973, ein Jahr nach seiner Rückkehr aus Italien, und ward zu Magdeburg begraben. Im dreis ßigjährigen Kriege haben Tilly's Soldaten sein Grabmal geplündert.

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Otto II. (973-983).

13. Kaifer Otto II.
(973-985,)

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Otto II. übernahm, zu seinem Berufe sorgsam vorbereitet, in früher Jugend (er zählte achtzehn Jahre) die Regierung so weitläufiger Staaten. Auch unter seiner Herrschaft fehlte es an Vasallenkámpfen und Familienzwisten nicht. Herzog Otto von Schwaben, Burkhard's Nachfolger, und Herzog Heinrich II. von Baiern, genannt der Zånker, beide seine Verwandten (Otto des abgesetzten Ludolf's, feines Stiefbruders, und Heinrich seines Oheims Sohn), hatten Grenzstreitigkeiten. Der junge Kaiser begünstigte den Erstern; darüber ergrimmt, suchte Heinrich die Hülfe der Herzoge von Böhmen und Polen. Von seiner geheimen Verbindung mit diesen unterrichtet, ließ der Kaiser ihn auf einen Reichstag fordern, und sodann nach Ingelheim in die Verwahrung bringen. Von dort entfloh er zum Herzog Boleslav nach Böhmen. Die Böhmen standen ihm bei, und schlugen ein Deutsches Heer. Zuleht aber mußte er sich doch in Passau, eingeschlossen und lange belagert (977), dem Kaiser ergeben. Er ward nach Magdeburg geführt, von den dort versammelten Fürsten seines Herzogthums entsetzt, und dem Bischof Poppo von Utrecht zur Verwahrung anvertraut. Sein Herzogthum erhielt Otto von Schwaben, der also dadurch, was ungewöhnlich war, zwei Herzogthümer besaß, bis an seinen Tod (982), wo der König das Herzogthum Baiern einem frühern Bundesgenossen Heinrich's, dem Grafen Heinrich dem Jüngern gab.

Am schwersten zu bewachen waren zu allen Zeiten Lothringen und Italien. Um in jenem Ruhe zu haben, während er in Baiern beschåftigt war, belehnte Otto den Bruder des Französischen Königs Lothar, Karl, selbst mit Niederlothringen. Allein der Erstere, welcher hierin eine günstige Gelegenheit, sein Reich zu erweitern, fand, brach 978 plöglich in Oberlothringen ein, überraschte Aachen, und ließ den Adler auf dem dortigen Kaiserpalast mit dem Gesicht nach Frankreich wenden. Allein Otto II. rief ein Heer zusammen, und veränderte schnell die Bedeutung jenes Sinnbildes, indem er die Franzosen bis nach Paris jagte. Im Jahre 980 hielten darauf Otto und Lothar eine Zusammenkunft, in welcher ein Friede beschworen, und kraft des= selben Lothringen bei dem Deutschen Reiche gelassen ward.

In Italien war Otto nicht so glücklich. Sein hochfliegender Geist

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