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Kundgebungen jede gegen das Bekenntniss aggressive Tendenz ausdrücklich in Abrede stellt, dass sie in vielen Fällen bereit gewesen ist, selbst das Sonderbekenntniss als solches, desgleichen einen diesem Sonderbekenntnisse entsprechenden Cultus zu gestatten. Sie erklärt sich durchaus zufrieden, wenn das Bekenntniss sich nur nicht auf Kosten dieser äusseren Kirchen- und Sacramentsgemeinschaft geltend machen will. Darum diese Gemeinschaft und die indifferente Haltung gegen das Bekenntniss, zunächst im Dissensus, sind die beiden historisch gegebenen Elemente, aus denen der Begriff der Union construirt werden muss. Dass in dieser vorgegebenen Indifferenz der Union zum Bekenntnisse die gewisse Auflösung und Zerstörung des Bekenntnisses principiell schon gegeben ist, das ist eben die tiefe, nur Wenigen zum Bewusstsein kommende Treulosigkeit der Union. In allen Versicherungen der Union, das Bekenntniss, selbst das Sonderbekenntniss nicht kränken zu wollen, liegt spezifisch dieselbe Treulosigkeit, die sich in der Versicherung der Schlange verbirgt: „, Ihr werdet mit nichten des Todes sterben," dieselbe, die in Herodes war, wenn er vorgeblich das Kindlein anbeten, aber eigentlich dasselbe tödten will.

Soviel über den historischen Begriff unserer Union*).

4) Die Versuche und Anstrengungen der in diesem Sommer versammelt gewesenen General-Synode in Berlin, der Union eine bestimmte einheitliche Bekenntnissgrundlage zu geben, ändern, selbst wenn des Königs Majestät die desfallsigen Bekenntnissfor.mulare sanctioniren und einführen sollte, an der obigen Definition nichts, sondern helfen dieselbe nur bestätigen. Es ist ein blosser Schein, wenn man nach jenen Verhandlungen glauben sollte, als empfände die Union ein wesentliches Bedürfniss nach Bekenntnisseinheit. Vielmehr zeigen gerade umgekehrt die vorliegenden Resultate, wie die Union die Tendenz hat, Bekenntniss verschiedenheit gesetzlich einzuführen. Das vorgeschlagene Ordinationsformular ist vielmehr ein Privilegium für eine Menge der gröbsten Haeresieen, also eine gesetzliche Verstattung einer Bekenntnissverschiedenheit, die weit grösser ist, als sie früher zwischen den beiden Confessionen be. stand, als ein Zeugniss vorhandener Bekenntnisseinheit. Die Zeitschr. f. d. ges, luth. Theol. u, Kirche, I. 1847.

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II. Dass eine solche Union wider Gottes Wort, also Sünde sei.

Bevor ich dies nachweise, lasst mich einige Bemerkungen vorausschicken, die ich bei den folgenden Explicationen stets im Gedächtnisse zu behalten bitte, damit meine Behauptungen nicht härter und schroffer erscheinen, als sie wirklich sind.

Wenn ich nämlich von dieser Union, von dieser zwischen Lutheranern und Reformirten, ohne Ausgleichung des vorhandenen Dissensus vollzogenen Sacraments- und Kirchengemeinschaft nachzuweisen Willens bin, dass sie wider Gottes Wort sei, so soll damit nicht geläugnet werden, dass überhaupt ein Consensus zwischen den Lutheranern und Reformirten stattfinde. Es hat Einzelne gegeben, welche die aus einzelnen Irrlehren folgenden Consequenzen den Reformirten als positive Bekenntnissstücke angerechnet und so den vorhandenen Consensus in einen blossen Schein aufzulösen versucht haben. Dieser Gebrauch der Consequenzen ist aber dem ursprünglichen Lutherthum fremd. Auf dem Marburger Colloquium wurde ein vorhandener Consensus ausdrücklich anerkannt, und selbst die Vorrede zum Concordienbuch sagt nur von den Reformirten, dass sie sich mit uns noch nicht in allen Dingen verglichen hätten. Und dass dies der rechte Ausdruck für das Sachverhältniss sei, hat der Herr selbst durch den weitern Entwickelungsgang der Kirche deutlich genug bezeugt. Die lutherische Kirche verlor, gleichsam zur Strafe dafür, dass sie das Vorhandensein eines solchen Consensus mit den Reformirten anzuzweifeln gewagt hatte, selbst die Lehren dieses Consensus, und fiel eben so tief, wenn nicht tiefer und allgemeiner in offenbaren Unglauben, als die reformirte. Das neu erwachte christliche Leben ist nicht ausschliesslich, oder vorzugsweise, oder doch zuerst in der lutherischen

Entwickelung des Unionsprincipes, das bis jetzt angeblich nur auf den überlieferten Dissensus angewendet werden sollte, ist jetzt in ihr zweites Stadium getreten. Dies ist aber noch nicht das letzte !

Kirche zu spüren gewesen. Der Geist wehte, wo er wollte, gleichsam unbekümmert um den Heidelberger Catechismus, die 39 Artikel oder die Concordienformel. Auch entwickelte sich das neue Leben keineswegs zuerst an den Lehren des Dissensus, sondern unläugbar an denen des Consensus. So dass zweierlei kirchen- ja weltgeschichtlich feststand: 1) es besteht zwischen beiden Confessionen ein Consensus; 2) die Lehren dieses Consensus sind für die Begründung und Erhaltung des unmittelbaren Glaubenslebens wichtiger und nöthiger, als die des Dissensus, und es besteht in dieser Beziehung ein durchaus anderes, näheres und innigeres Verhältniss zwischen Lutheranern und Reformirten, als zwischen beiden und den Katholiken. Im Hinblick auf diese kirchengeschichtliche Entwickelung wird es mir darum auch nie einfallen, die Preussische Union so ohne Weiteres als völlig unberechtigt und durch und durch böse zu verdammen. Wie sie nun einmal ist, als Ganzes gefasst, ist sie allerdings wider Gottes Wort. Dabei gestehe ich aber ein, dass zu ihrer Begründung auch solche Elemente mitgewirkt haben, die eines bessern Schicksals werth waren. Auch den Gläubigen konnte nach solchen kirchengeschichtlichen Erlebnissen und mit Rücksicht auf den inzwischen emporgekommenen gemeinsamen Feind den Rationalismus die Union als ein von dem Herrn selbst gewolltes und bereits eingeleitetes Werk erscheinen, so dass ich nicht wage, auf die ersten Begründer und Förderer dieses Werkes so ohne Weiteres einen Stein zu werfen. Um so weniger kann hier von einem lieblosen Richten die Rede sein, da jener junge Glaube noch

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ein Kind war und also redete wie ein Kind und kindische Anschläge hatte." Bei den wirklich Gläubigen unter den damaligen Unionsfreunden war mehr Taubeneinfalt anzutreffen, als jene Schlangenklugheit, ohne welche der Satan uns allezeit gerade, wenn es sich um einen Um- oder Neubau des verfallenen Zions handelt, berückt und übervortheilt. Ich weiss nicht, liegt es darin, dass die Engländer ohnehin schon natürlich practischer sind als wir, oder sind sie durch unsere Schaden klug geworden: genug mit ihren neuesten Unionsbestrebungen treffen sie, principiell

wenigstens, so sehr das Rechte und vermeiden die Sandbank, auf welcher unsere Union zum grossen Schaden der Kirche immer noch festsitzt, dass ich kaum anstehen würde, solchen Bestrebungen mich anzuschliessen. Denn sie halten als Grundsatz fest, dass die zu begründende evangelische Allianz für jetzt nur eine Verbindung gläubiger Individuen aus verschiedenen Confessionen sein könne, aber noch nicht der Abschluss einer vollständigen Kirchengemeinschaft dieser Confessionen selbst. Dass die Preussische Union sich hieran nicht hat genügen lassen, dass vielmehr die äussere Kirchenunion plötzlich fertig gemacht wurde, ehe das junge Glaubensleben im Stande. war, die wahre Bedeutung der bis dahin kirchentrennenden Differenz zu ermessen: diese Hast und Voreiligkeit hat sich schwer gerächt und die wahre Vereinigung weiter als je hinausgeschoben. Doch hiervon später. Hier wollte ich nur bemerken, wie auch ich der Union eine gewisse kirchengeschichtliche Berechtigung nicht absprechen kann, insofern das Bewusstsein des Gemeinsamen, an welchem das neue Leben sich entwickelte und stärkte, sich so stark geltend machte, dass irgend ein Ausdruck, irgend eine Ausprägung dieses Bewusstseins nothwendig zu werden schien. ")

Mit diesem Anerkenntniss verbinde ich sogleich, um allen störenden Verdacht im Voraus abzuwehren, das andere,

5) Diese Zugeständnisse sind aber ausdrücklich auf die jeden. falls, sehr geringe Zahl der wirklich gläubigen Unionsfreunde je ner Zeit zu beschränken. Die grosse Masse jauchzte so ungenirt vom Standpunkte des Unglaubens, des Rationalismus aus der Union Beifall zu, dass die Gläubigen durchaus nicht von der Schuld frei gesprochen werden können, durch ihr Stillschweigen und vermöge der auch ihrerseits erfolgenden Annahme der Union zu dieser Coalition zwischen Glauben und Unglauben mitgewirkt zu haben. Es ist mehr als naiv, wenn man 1834 oder 1846 plötzlich versucht, die herkömmliche Orthodoxie der Union als unzertrennliche Begleiterin aufzudringen, während man 1817 die entschiedensten und zahlreichen Erklärungen, in welchen die Union als Erlöserin von jener Orthodoxie begrüsst und acceptirt wurde, Seitens des Kir chenregiments stillschweigend hinnahm oder ausdrücklich belobte. Vgl. dazu Scheibels Unionsgeschichte.

dass auch ich mir keinen Zweifel darüber mache, dass es unter den Reformirten, trotz einiger Irrthümer, die sie festhalten und lehren, wahrhaft gläubige Kinder Gottes und Erben des ewigen Lebens giebt. Es thut mir weh, dass es dieser ausdrücklichen Versicherung bedarf; aber verschiedene Erfahrungen haben mich gelehrt, wie nothwendig es ist, eine solche Versicherung wieder und immer wieder zu wiederholen. Auch versichere ich damit durchaus nichts Neues, oder etwas dem geschichtlichen Lutherthum Fremdes. Die Vorrede zum Concordienbuche giebt dieselbe Versicherung mit folgenden Worten:

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,, was die Verwerfung falscher Lehre, besonders im Artikel von des Herrn Abendmahl betrifft, ist unser Wille und Meinung nicht, dass hiermit die Personen, so aus Einfalt irren, vielweniger aber ganze Kirchen gemeint werden; sintemal wir uns ganz und gar keinen Zweifel machen, dass viel frommer, unschuldiger Leute, auch in den Kirchen, die sich bisher mit uns nicht allerdings verglichen, zu finden sind, welche in der Einfalt ihres Herzens wandeln. "")

In voller Uebereinstimmung mit diesem altlutherischen Zugeständniss glaube auch ich an Eine heilige christliche Kirche, deren Glieder sich finden soweit auf Erden Wort und Sacrament reichen, rein oder unrein, ganz oder zu irgend einem Theil. Dass ich aber dessen ungeachtet zur gedeihlichen Entwickelung und schliesslichen Vollendung der Kirche allezeit Wahrheit und Irrthum im offenen Kriegszustande erhalten wissen will, und so den absichtlichen Waffenstillstand

6) Selbst mitten in der Hitze des Streites, bei Gelegenheit des zu Berlin, zur Zeit Paul Gerhardt's gehaltenen Religionsgesprächs zwischen Lutheranern und Reformirten (cf. P. Gerhardt's geistl. Andachten von Otto Schulz im Anhange) erkennen die Lutheraner an: Qui ignorat dogma de orali manducatione corporis Christi, non ideo excidit gratia Dei et salute (non tamen ob carentiam meriti sui, meretur namque ignorantia sua ut excidat, sed ob abundantiam meriti Christi, ob quod applicatum, peccaminosum illud meritum ad damnationem non imputatur.

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