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61. [Hochzeitsgebrauch bei Georgiern und Osseten.]

[E]s haben die Gorgetter und die Yassen ein gewonhait in iren landen. Wann sie ein junckfrauen wollen verheyraten, so dingen des preutgams vater und muter mitt der prautmuter, das ir tochter 5 ain rayne jungkfrau sey; und wann sie nit ein junckfrau wer, so wer die ee auch nicht, die da gemacht wär; und also machent sie ir ee. Und wann sie ein hochzeitt haben, so füren die junckfrauen die praut mit gesang zu dem pett, do sie dann soll peyligen und legen sie dann nyder; so chompt dann der preutgam mitt den 10 jünglingen für das pett mitt einem plossen schwert und schlecht ein stund mit dem schwert und sitzt dann mit den jünglingen nyder für das pett und essen und trincken vor dem pett und haben grosse freud mitt tantzen und mit singenn; und wann sie nu das verpringen, so zihen sie dann den preutgam auß huntz in das hemmat, 15 SO geen sie dann all auß; so legt sich dann der preutgam zu der praut, so chompt dann sein pruder oder seiner nächstenn freund ainer und hüt der thür, huntz das er auff stet, mit ainem plossen schwert. Und wann der preutgam die praut nit ein junckfrau findet, so latt ers sein muter wissen, so gett des preutgam muter mit iren freunden zu dem pett und beschauen die leylach; und wann sie chain zaichen vinden als ein junckfrau soll haben, SO werden sie alle traurig; und wann der praut vater und muter chomen de morgens mitt iren freunden inn die hochzeitt, so hatt des preutgams muter ein trinckschirr beraytt, und das hatt mit25 ten an dem poden ein loch, und fült das trinckschir mit wein und habt ein finger für das loch und peutt der prauttmuter ze trincken und thut den finger dann von dem loch, so rint der wein unten auß; so spricht des preutgams muter zu der preutmuter : „Als gantz ist dein tochter gewesen". Und das ist der preut vater 30 und muter und allen iren freunden ein grosse schmach und geben dann die praut irem vater und muter, das sis haim füren; und sprechen dann, sie wolten irem sun ein raine jungkfrau gehabt haben, das wer ir tochter nit gewesen; so chomen dann ir prister und die pesten, die da sein, und piten des preutgams vater und 35 muter, so gen sie dann zu irem sun und fragen yn, was sein will

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1 Bavarismus für hat (hält).

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sey, ob er sie haben wolle oder nicht; spricht er, das er sie habenn wolle, so gewert sein vater und muter die prister und die erbaren leutt, die darumb peten haben; spricht er aber, er woll ir nicht, so sein sie geschaiden on alle recht; und was sie im pracht 5 hat von heyratgut, das gibt er ir alles wider, und was er ir geben hat von cleynet, das muß sie im auch wider geben und dornach mag er wol ain ander weyb nemen und sie ainen anderen man. Man vindt auch vil leut in Ermenia, die die gewonhait und recht auch halten.

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Die haiden hayssendt die Georgiter Kurtzy und die Jassen Asß.

62. [Schiltbergers aufenthalt in Armenien. Beschreibung dieses landes.]

[I]n Armenia pin ich vil gewesen. Nachdem da der Themurlin starb, do cham ich zu des Themurlins sun, wann zwey chönig15 reich in Armenia hett der Themurlin inn, und die zeit, do ich dynnen was, da hettz des Themurlins sun inn, der genandt was Scharoch; und der was geren in Armenia, wann es ist gar ein schöne haid da und do lag er den winter auff mit seinem gesind, und ist gar gute waide und fleust ein groß wasser durch die haid 20 und das haist Kurman, es haist auch Tigris; und inn dem land würdt die pest seyden pey dem wasser; und die haid haysset in haidnischer sprach Karabag. Die stete in Armenia haben die haiden all besessen, aber die dörffer sein alles armeny, sie müssen aber den haiden zinspar sein; und zu den Armenigen hett ich 25 alleweg mein wonung, wann sie sein den Theutzschen gar holt und darumb, das ich ein Theutzscher was, do heten sie mich schön und lerten mich ir sprach; sie hayssen die Theutzschenn Nimitzsch. Armenia hatt drey chönigreich, aines haisset Tifflis; das ander haist Siẞ; das trit haist Ersingen, die Armeny haissentz Zesing30 kan, und das ist das clain Armeny; sie haben auch Babilon lang inn gehabt; sie haben aber chaine mer inn, dann Tifflis und Ersingen hett des Themurlins sun die zeit, und ich inn der haidenschafft was; und das genandt ist Siß hatt chönig soldan inn und ist gewunnen worden, da man zalt von Christ gepurt zwelff hundert 36 jar und LXVII jar; do hatt es chönig soldan gewonnen..

63. [Gründung der armenischen kirche durch Gregor den erleuchter.]

[D]ie Armenigen gelauben an die helgen trivaltikeit. Ich hab es wol hören predigen in iren kirchen, ich pin viel zu ir meß 5 gangen, wer iren glauben bestett hab, und die sein gewesen Sant Bartholmeß und Sant Thatee, die zween zwelffpoten, und die haben die Armenigen bechert zu christenlichen glauben; aber sie haben sich offt wider umbgeschlagen gehabt.

Es ist gewesen ein heylliger man, hat gehaissen Sant Gre10 gorius, und der chönig zu Armenia ist sein vetter gewesen und ist zu der zeit gewesen, do Sant Silvester pabst ze Rom ist gewesen. Und der chönig zu Armenia starb und ist ein guter Christ gewesen; und do wart sein sun chönig, der hyeß Derthat und was gar ain starck man und hett viertzig ochsen crafft und was die zugen 15 oder huben, das hub er allain; und der selb chönig hat gepaut die grossen kirchen pey Betlehem als vor geschrieben stet1; und do er chönig wart noch seinem vater, do schlug er umb und wart zu ainem haiden und was ein grosser ächter der cristenhait; und er vieng seinen vettern Gregorium und sprach im zu, er solt sein 20 aptgot anbeten und des wolt der salig man nicht thun und do legt er in inn ein grub und do waren vil nattern inn und vil pös gewürme und die solten in essen sie deten im aber nichts; und do lag er zwelff jar.

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Und in der selben zeitt waren heylge jungkfrauen chomen 25 Von welschen landen gen Armenia und predigten christenlichen glauben; und do es der chönig erhört, da hyeß er sie für in pringen; do was aine unter in, die hyeß Susanna und die was gar schön und die hyeß er im füren in sein gemach und wolt sie bezwungen haben zu unkeusch, und wie starck er was, 30 noch chunt er der junckfrauen nichts angewinnen mit aller seiner crafft, wann Got was mit ir. Und das wardt dem heylgen man Gregorio gesait inn der fancknuß und der sprach: "O das pöeß schwein". Und an der stund wardt der chönig ein schwein und viel ab dem chönigsstul und lieff gen holtz. Also wardt ein grosse

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1 An keiner früheren stelle findet sich eine beschreibung von Bethlehem und der dortigen basilika, welche übrigens von kaiser Konstantin erbaut ward.

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irrung in dem land und do berieten sich die herren des landß und namen Gregorium auß der gruben und paten in, ob er dem chönig gehelffen möcht; do antwort er in, er wolt im helffen mit Gottes hilff; wolt er und sein herren sich verkeren in cristenlichen glau5 ben, so wolt er im helffen, das er wider zu ainem menschen würd; und daz verhiessen im die herren deß landß an des chönigs stat; do sprach Gregorius zu den herren: „Reytt hin und sucht in zu holtz und pringt in." Und do riten sie hin gen holtz und funden in und prachten in für Sant Gregory; und alspald er Gregorium 10 ersach, do lieff er hin und küst im sein füß; do knyet Gregorius auff sein chnye und pat den almächtigen Gott, das er sein genade mit dem menschen erzaiget und [in] gesundt macht. Unnd das geschach; und also wardt der chönig wider zu ainem menschen.

Und dornach vercherat sich der chönig und das gantz landt 15 wurden gut Cristen; und dornach zog er gen Babilon an die haiden und gewan Babilon und das gantz landt und bechert treu chönigreich zu Cristenglauben; und erwelt Gregorium ein obersten der pristerschafft und aller gaistlicher ordenung; und also wardt ir glaub bestät vonn dem chönig Derthat und von dem [heylgen] man Gre20 gorio und gewonnen den haiden vil landt an und zwungen sie zu cristelichen glauben mit dem schwert. Sie haben aber nu ir chönigreich alle verloren; sie sein streitpar leut. Es ist nit lang zeit, das sie ain chönigreich haben verloren und ein gute hauptstadt und die hays Siß und die hat chönig soldan inn; es sitzt ir patriarch 25 do, er muß aber grosssen zin geben dem soldan. Der chönig von Cipern hat vil herren an seinem hoff von Armenia, wann es ist im nachant gelegen.

Und do wardt Gregorio gesagt von Sant Silvester pabst das groß wunder und zaichen, das er than het an Constantino, der die 30 zeit chaiser was, und het in gesunt gemacht an dem sundersichtum und die chint alle erlöst hett, die dohin pracht wurden, das man sie solt töten, als im dann die ertzt geraten hetten, das man den chaiser mitt der chind plut solt waschen, so solt er gesunt sein worden.

(64.) Und do gedacht sich der selig man Gregorius und ging 35 zu dem chönig und sprach zu im: „Der gewalt, den du mir geben hast, der hat nit chrafft, ich hett in dann von dem stul zu Rom von dem heylgen vater Silvester." Und sagt dem chönig von dem wunder und zaichen, das der heylig vater Silvester het than mit

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dem chaiser Constantino; und do sprach der chönig, er wolt in auch geren sehen und wolt mit im zihen. Und do berayttet sich der chönig und besorgt sein landt und nam zu im viertzig thausent man gutter ritter und knecht und nam zu im groß gut und 5 vil edel gestain und darmit wolt er den heylgen Silvester eren ; und Gregorius nam zu im die pesten und gelersten, die er unter im hett; und zogen von Babilon auß durch Persia und durch das groß Armenia und durch vil andere landt und zugen durch die eysnen porten, das da ligt zwischen zwaier mer, und chomen in die 10 großen Tatrei und gan Reussen und in die Walachei und durch die Pulgrei und auch Ungeren und Firgaul unnd durch Lamparten und durch Duschan; und also chamen sie mit truckem fuß gen Rom von Babiloni, das sie nit über mer furen. Und da sie naheten zu Rom, da schickt Sant Silvester alle die plinten und 51 lam und krancke entgegen Gregorio, die er dann vandt; und wolt versuchen domit sein hailigkait. Und do der chönig Derthat das volg sach, do wardt er zornig und wänt, der pabst Sant Silvester spottet ir darmitt; do sprach Gregorius zu dem chönig: „Du solt nicht zürnen, ich waiß wol, was er maynt domit." Und hyeß im 20 dornach ein wasser pringen und knyet nyder und rufft den almächtigen Got an, alle die er mitt dem wasser sprenget, das die gesundt würden; und do er sein pet verpracht, do nam er ein patswam mitt ainem steblin in die handt und gieng unter die chrancken und sprengat das wasser auff sie und wen er mitt dem wasser 25 traff, der ward gesunt, er wäre plint oder lam. Und do das erhört Sant Silvester, do zoch er im entgegen mitt aller seiner pristerschafft und mitt der gantzen stadt zu Rom mitt grossen eren und wirden. Es ist auch ze mercken, das sie jar und tag waren gezogen von Babilon huntz gen Rom über landt. Und do pat Gre30 gorius Sant Silvestrum den pabst, das er im gewalt geb über sein pristerschafft und über alles sein volgk, wann es wer alß verr, das er nicht alleweg möcht chomen zu dem stul und die sein3; da gab er im ains patriarchens gewalt und wer den gewalt wolt haben, der solt in nyndert anderßwoe nemen, dann zu Rom und in treyen 35 jaren ain stund solt er sein potschafft haben zu dem stul zu Rom; und das gelobt er dem heylgen vatter; und setzt dorauff, alle die

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1 darum daß. 2 sich näherten.

3 die seinen.

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