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brach aber auch gelegentlich in die furchtbarste Grausamkeit aus und eben so erfinderisch wie in Genüffen, war seine Phantaste it den Qualen, die er seinen Schlachtopfern zudachte. Was hätten die Christen leiden müssen, wenn es diesem Wüthrich eingefallen wäre, an ihnen seinen schändlichen Muthwillen auszulassen! Zum Glück aber war seine religiöse Laune von der Art, daß fie die Christen unbehelligt ließ. Auch in Dingen des Cultus war er ein vollendeter Phantast. Er gefiel sich auch als Kaiser in der Rolle des Sonnenpriesters. Unter anderm ließ er den schwarzen Stein, in welchem der Sonnengott zu Emesa (in Syrien) verehrt wurde, nach Rom bringen, wo er ihm einen prachtvollen Tempel errichtete, dessen Einweihung selbst unter Menschenopfern vollzogen ward; ferner verheirathete er seinen syrischen Gott mit der phönicischen Mondgöttin, deren Bild von Karthago ebenfalls nach Rom gebracht werden mußte, um in dem gleichen Tempel neben ihrem Gemahl verehrt zu werden. Dieselbe Religionsmengerei glaubte er auch auf das Juden- und Christenthum übertragen zu können. Er wollte, sagt ein römischer Geschichtschreiber 10), die jüdische, die samaritanische und christliche in eine verschmelzen, als deren Oberpriester er sich betrachtete; er, der den Tiberius an Grausamkeit, den Vitellius an roher, thierischer Genußsucht, den Sardanapal an Weichlichkeit zu übertreffen suchte. Ein würdiges Priesterthum! Und doch hat Heliogabalus wider seinen Willen dem Christenthum in die Hände gearbeitet, indem er mit dieser Religionsmengerei der altrömischen Staatsreligion den empfindlichsten Todesstoß verseßte. Hätte er längere Zeit gelebt, so würde er gewiß mit seinen Zumuthungen an die Christen auf großen Widerstand getroffen sein, und wer weiß, ob ihn dieß nicht zu den ärgsten Gewaltmaßregeln geführt hätte? Von einem Narren und Wüthrich ist unter allen Umständen das Schlimmste zu befürchten. Allein sein Ziel war ihm gesezt. Heliogabal hatte das Schicksal so vieler Kaiser dieser Zeit. In einem Soldatenaufruhr ward der achtzehnjährige Jüngling nach einer vierjährigen Regierung (222) ermordet; seine Leiche ward enthauptet, schimpflich durch die Straßen geschleppt, und nachdem man sie vergeblich in eine Kloake hatte pressen wollen,

10) Aelius Lampridius, vita Heliogobali c. 3.

in bie Tiber geworfen.

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Auch seine Mutter und die Genossen seiner Schandthaten starben eines gewaltsamen Todes.

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Vom 11. März 222 bis zum August 235 herrschte nun wieder einmal über das römische Reich eine edlere Persönlichkeit; es war ein Vetter Heliogabals, Alerander Severus, der mit einer gediegenen litterarischen Bildung menschliches Wohlwollen und Edelmuth der Gesinnung verband. Er war in Allem das Gegentheil seines Vorgängers. Ließ sich Heliogabalus als Gott verehren, so wollte Alerander nicht einmal Herr genannt werden. Stolzirte jener in Prachtgewändern, so befliß sich Alexander der größten Einfachheit, und verkehrte jener mit den schändlichsten Lüftlingen, so gesellte er sich nur die Weisesten und Besten als Freunde zu. Auch seine Mutter Mammäa war eine verständige Frau, die großen Einfluß auf ihn übte. Der Kaiser begann seine Regierung mit einer heilsamen Reform am eigenen Hofe. Das schlechte Gesindel, das sich unter den frühern Kaisern da eingenistet, ward entfernt, der Senat in seine Rechte wieder eingesetzt und auch in dem Heere wieder die alte Zucht hergestellt. Neben der Staatsreligion, die er von den Zuthaten Heliogabals zu reinigen suchte, hatte der Kaiser seine eigene Hausreligion. Auch er zog, jedoch verständiger als Heliogabal, die verschiedenen Religionen, die damals im römischen Reich herrschten, in den Kreis seiner Verehrung. Alle Morgen verrichtete er in seiner Hauskapelle (Lararium) seine Andacht, und da fanden sich, wie ein Schriftsteller seiner Zeit sagt, nebst den Familiengöttern (den Laren) auch die Bilder des Apollonius von Thana, so wie die Bilder von Christus, Abraham, Orpheus und anderer dergleichen 11). Christus war ihm also ein heiliger Religionsstifter, den er freilich neben andern, die der heidnischen und der jüdischen Religion angehörten, der Verehrung werth hielt. Daß er ihn vor andern ausgezeichnet oder ihn gar zum einzigen Gegenstand seiner Verehrung gemacht, daß er überhaupt eine Ahnung von dem hatte, was Christus dem Christen ist, das wird uns nicht gesagt, und ist sogar nach dem Gesagten unwahrscheinlich, ja ge= radezu unglaublich. Mag er auch, wie ebenfalls berichtet wird 12),

11) Ael. Lamprid. vita Alex. Sev. c. 29.

12) Ebend. c. 43.

mit dem Gedanken umgegangen sein, Christo einen Tempel zu errichten (was auch schon von Hadrian gemeldet wurde), so würde auch dieser Chriftustempel nur neben andern Tempeln gestanden haben. Aber schon diese Gleichstellung Chrifti mit den Göttern und den Weisen des Alterthums, dieser religiöse Eklekticismus ist bedeutsam für die Religionsgeschichte. Wir sehen darin einen Uebergang, der angestrebt wurde, wenn er auch freilich auf diesem Wege nicht zu vollziehen war. Einzelne Bruchstücke aus der Lehre Jesu scheinen überdieß dem Kaiser bekannt gewesen zu sein und seinen Beifall erhalten zu haben. So ließ er den Spruch: "Was ihr „Was wollt, das euch die Leute thun sollen, das thut auch ihnen “, an die Wände seines Palastes und auf öffentliche Denkmäler schreiben 13) und führte ihn öfter im Munde. Ja, seine Mutter Mammäa ließ, als sie sich in Antiochien aufhielt, den großen Kirchenlehrer Origenes aus Alexandrien zu sich berufen, um sich mit ihm über das Christenthum zu besprechen 14). Ueber den Inhalt dieses Gespräches und den Erfolg desselben wissen wir freilich nichts; doch begegnet uns auch hier wieder ein Suchen nach Wahrheit, das aus der unbefriedigten Stimmung hervorging, in welcher die herabgekommene Volksreligion die Gemüther ließ. Endlich zeigte sich auch Alerander den Christen günstig bei einem Rechtsstreite, den dieselben mit den römischen Garköchen hatten. Diese Köche sprachen ein Grundstück an, das bisher den Christen gehört hatte. Der Kaiser entschied zu Gunsten der Christen, denn es sei besser, daß an diesem Orte Gott auf irgend eine Weise verehrt, als daß er den Garköchen überlassen werde 15). Nichts desto weniger scheute sich dieser für die Christen so günstig gestimmte Kaiser, das Christenthum förmlich unter die im Staate geduldeten Religionen aufzunehmen und die von seinen Vorgängern erlassenen Edicte gegen dasselbe förmlich zu widerrufen. Im Gegentheil wurden diese Edicte in die Gesezessammlung aufgenommen, die der Kaiser durch seinen Freund, den gelehrten Ulpianus veranstalten ließ. Auch sein Lebensende war ein gewaltsames. Als er in der Gegend von

13) Ebend. c. 51.

14) Euseb Kircheng. VI, 22. 15) Ael. Lamp. c. 49.

Mainz die gallischen Legionen in Ordnung bringen wollte, ward er von Meuterern überfallen und sammt seiner Mutter umgebracht. im 25. Jahr feines Lebens.

Der rohe Thracier Mariminus, in seiner Jugend ein Viehhirte, dann ein Soldat, durch riesenmäßige Stärke ausgezeichnet, schwang sich zum Kaiser auf, und verfolgte nun aus Rache und aus persönlichem Haß gegen seinen Vorfahren, die Christen ebenso, wie dieser fie geschüßt hatte 16). Er richtete dabei sein Augenmerk besonders auf die Bischöfe, denen er nachstellen ließ, weil er wohl wußte, daß wo die Häupter fielen, die Glieder bald würden zer= sprengt sein. Dazu kam, daß unter seiner Regierung verheerende Erdbeben in Kappadonien und im Pontus ausbrachen, bei welchen. die alte Volkswuth auf's Neue wider die Christen erregt ward.. Nach drei Jahren war auch Marimin wieder beseitigt, indem er 238 vor Aquileja ermordet wurde.

In diese Regierungszeit des Marimin verlegt auch die Legende die Märthrgeschichte der heil. Ursula und ihrer zehntausend Jungfrauen. Eine englische Prinzessin, Ursula, so lautet die Erzählung, follte einem Heiden, Holofernes, vermählt werden. Sie erbat sich die Erlaubniß, erst eine Wallfahrt nach Rom zu thun und nahm zehn ihrer Freundinnen mit sich; jede dieser zehn aber hatte wieder ein Gefolge von tausend Jungfrauen, die aus allen Gegenden der Welt herbeikamen, an dieser großartigen Pilgerreise theilzunehmen. In Nom gesellte sich sogar der Papst Cyriacus ihnen bei. Als sie auf der Heimreise in die Gegend von Köln gelangten, wurden. sie sämmtlich von den Hunnen erschlagen, die sich vor der Stadt gelagert hatten. Mit dieser Legende steht auch in Verbindung. die des heil. Pantalus, der der erste Bischof von Basel gewesen sein soll, so wie auch die der heil. Chrischona, die auch eine der 11000 Jungfrauen war und in Augst starb. Ihre Leiche ward auf einen Wagen geseßt und mit ein Paar jungen Ochsen bespannt, die noch kein Joch getragen. Man ließ ihnen freien Lauf; fie führten die Leiche bergan durch des Waldes Dickicht, das von selbst fich lichtete, und hielten endlich stille an dem Orte, wo jezt das nach ihr benannte Kirchlein in die weite Gegend freundlich hinaus

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16) Euseb Kircheng. VI, 28.

schaut.

Wir kehren wieder von der Legende zur Geschichte zurück. Nach Marimin gelangte Gordian III. auf den Thron, der sich sechs Jahre lang bis zum Jahr 244 wider innere und äußere Feinde behauptete, aber zulegt den Ränken des Arabers Philippus erlag. Sowohl unter Gordian, als unter Philipp genossen die Christen Ruhe, etwa zehn Jahre lang. Ja, es geht die Sage, Philippus Arabs sei felbft Christ gewesen. Es wird sogar ausdrücklich erzählt, er habe in der Nacht vor Ostern an dem christlichen Gottesdienste theilnehmen wollen, der Bischof der Gemeinde aber sei ihm entgegen getreten und habe ihm erklärt, daß er wegen seiner Verbrechen (wahrscheinlich wegen der Ermordung seines Vorgängers Gordianus) nicht an den Mysterien des Gottesdienstes theilnehmen dürfe, bevor er Kirchenbuße gethan, und der Kaiser habe sich gutwillig dieser Buße unterzogen. Allein diese Sage bedarf sehr der Bestätigung 7). Nur so viel ist gewiß, daß er sich, tros seines sonstigen eben nicht lobenswerthen Charakters, den Christen günstig erwies, und ebenso gewiß, daß überhaupt um diese Zeit die Zahl der zum Christenthum Uebergetretenen immer bedeutender wurde, und daß jezt auch schon Angesehene, Mächtige und Reiche sich unter ihnen befanden. Es war nicht mehr die verachtete jüdische Secte; es war eine Religionsgemeinschaft, die schon als eine ansehnliche Genossenschaft im Reiche auftreten konnte, aber eben als eine solche zog sie nun auch den Haß der Feinde nur um so mehr auf sich, und die mehrjährige Ruhe, deren die Christen mit wenigen Unterbrechungen von den Tagen des Septimius. Severus an genossen hatten, glich dem heitern Himmel in der Sommerschwüle, an dem oft plöglich die Wolken sich zusammenziehen und in ein furchtbares Gewitter ausbrechen. Dieß geschah unter der Regierung des Decius mit dem Beinamen Trajanus, der im Jahr 249 den Philippus Arabs besiegte und bis 251 regierte. Die Christenverfolgung unter Decius können wir als die erste planmäßige Verfolgung betrachten, die recht eigentlich darauf ausging, das Christenthum vom Erdboden zu vertilgen und die daher auch die meisten Versuchungen zum Abfall mit sich führte, während auch aus ihr eine Anzahl ruhmvoller Märtyrer

17) Guseb VI, 34.

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