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Für den nordischen fremden liegt etwas bezauberndes in dieser natürlichsten feier kindlicher einfalt, die einem das bild jener geweihten nacht mit ihren anbetenden hirten lebendig vergegenwärtigt.

Nur mit überwindung wendet sich der gedanke von da ab einer weniger schönen erscheinung des religiösen lebens in Rom zu, der beichte, dem fasten und ablass, sonst ein interessantes kapitel für die sittengeschichte der ewigen stadt. Die leser werden dem verf. der skizzen und bilder es dank wissen, dass gerade über diese punkte er so bedeutsames mitgetheilt. Allgemein ist das fasten trotz der zwingenden mächte nicht. Und wie das volk selbst die sache ansieht, ward mir sehr deutlich, als mein diener bald nach Aschermittwoch von der krankheit seiner familie sprach, weil sie zu viel von der süssen fastenspeise gegessen. Das also heisst römisch fasten. Schon am Charfreitag abend. noch mehr aber am Ostersabbat funkeln die läden, wo schinken und butter verkauft werden, von vielen lichtern, und die waaren sind reich mit lorbeerzweigen geschmückt. Ein Marien- oder heiligenbild ist das centrum der ganzen dekoration. Dieser schmuck aber ist nicht weniger religiös, als die beleuchtete Peterskuppel und die girandola auf Castel S. Angelo an den Ostertagen d. h. das volk freut sich, nachdem es so lange an süssen speisen sich gepflegt, der kräftigeren nahrung wieder, eben so wie der schönen lichter und feuerwerke. An das sich kasteien, an das kreuzigen des fleisches und seiner lust denkt beim fasten keine seele, keine bei den Osterfreuden an das licht, das über Israel aufgeht. Wie innig kirchliche gedanken und weltgeist in alle dem zusammengehen, und wie fest dieser zusammenhang in den gemüthern wurzeln muss, das versteht sich, wenn man sieht, wie die väter ihre kleinen noch des redens unfähigen kinder (merkwürdiger weise Creature genannt) schon auf dem arm in die lichtstrahlenden kapellen der heiligen an ihren festen tragen. Ich beobachtete so in Siena ein kind, mit dem der vater neben mir stand, die kleinen augen funkelten mit dem lichtgefunkel, und das ganze gesichtchen ward ihm wie verklärt. Man sieht dergleichen bei uns an weilnachtsabenden ja auch wohl.

Wo es nun um römischen katholicismus sich handelt, da erwartet man auch kunde von seinen gefürchteten heroen, von den Jesuiten. Da muss ich nun gestehen, von furchterregenden einflüssen des Jesuitismus eigentlich gar nichts erfahren zu haben. Sein eifer für die kirche und seine thätigkeit für das allgemeine wohl treten ausser den nächsten

kirchlichen functionen und predigten besonders in der mission hervor. Da aber zeigt sich auch sogleich ihr grosses practisches talent. Für auswärtige ist in dieser beziehung von bedeutung die disputation des dotto und ignorante, in welcher für das kirchliche leben wichtige gegenstände verhandelt werden, so dass der einfältige die rolle des weltmenschen vertritt, der gelehrte seine einwürfe niederkämpft und so ihn zu höherem anleitet. Es ist das freilich eine art schauspiel. Der alte hat mit seiner unwissenheit natürlich die komische rolle. Aber die kirche, darin das ganze gehalten, die zuthaten von litaneien und gebet, das alles hält dem volke den religiösen character aufrecht und die gefällige form schafft anlehnend an stichworte der jedesmaligen gegenwart, wie carneval, quattrini u. a. mancher sonst unbeachteten lehre eingang und bietet gelegenheit, bei aufrichtigen manchen zweifel zu bewältigen. Wenigstens ist solche belehrung vielleicht doch besser, als gar keine. Mir scheint es deshalb, dass diese mission etwas viel bedeutenderes sei als die komödie des sprachenfestes der Propaganda, deren züglinge diesmal kleine reden und gedichte in 50 dialekten und sprachen vortrugen, eben um die macht des katholischen christenthums über alle sprachen und stimmen zu verherrlichen. Die beliebte vergleichung dieses actes mit dem pfingstwunder streift ans lächerliche. Dagegen ist der gedanke wenigstens bei den volksthümlicheren unternehmungen der Jesuiten zur hebung des religiösen lebens anzuerkennen, wenn auch die wirkung ihm wenig entspricht. Durch ganz Rom hin, hesonders an abgelegeneren und stilleren orten findet man sehr deutlich geschriebene inschriften religiösen inhalts, den vorübergehenden an das herz zu spre chen, die von der mission der väter Jesu-ausgehen sollen. Die gewöhnlichste ist diese:

Iddio mi vede, Iddio mi giudicherà,
O Paradiso, o Inferno mi toccherà,
Finisce tutto, finisce presto,

l'eternità non finisce mai.

Es ist mit diesen inschriften, wie mit den crucifixen für den wanderer an den landstrassen. Sie wecken wohl manchen ernsten gedanken und schon darum sollte man nicht so gering sie achten. Bemerkt mag dabei auch sein, dass in Italien meist nicht der gekreuzigte, sondern das kreuz allein mit den marterzeichen erscheint, vielleicht, weil die eigentlich für uns leidende ja doch die Maria ist.

Die bilder und skizzen des verf. begreifen weiter noch einen grossen theil des bürgerlichen lebens. Wir brechen

nen.

hier ab. Bei der aus dem bemerkten resultirenden gestalt des katholicismus in Rom sollte man billig bedenken tragen, dass es möglich sei evangelische christen für ihn zu gewinUnd doch hören die übertritte dort nicht auf, selbst von den denkenden Deutschen. Nicht nur die Schweizer, die, um in des Papstes sold zu bleiben, diesen, bisweilen hart bereueten schritt gethan, sondern besonders vornehme und gebildetere damen sind gegenwärtig Roms eroberungen aus dem deutschen Protestantismus. Die bemühungen der kirchlichen organe für solche erwerbungen sind freilich auch unausgesetzt. Ein soldat aus dem Elsass, der zu unsrer kapelle sich hielt, wusste mancherlei davon zn berichten und war glücklich, als wir ihm ein buch geben konnten, aus dem er manchen vorspiegelungen begegnen lernen konnte. Aber um so mehr sollte die preussische gesandtschaft, die einzige evangelische in Rom, darauf bedacht nehmen, dass die bedürfnisse der deutschen Protestanten daselbst in ihrer kapelle *) anders, als durch abwechselnd wochen, zuletzt selbst monate langes vorlesen von predigten durch den küster, befriedigt würden. Sie sollte nicht abwarten, bis etwa irgend ein theolog zufällig dort anwesend, der ihren geistlichen zu vertreten zeit und lust hat. Die stimme der klage darüber ist in Rom allgemein, und sie sollte nicht so vergeblich laut werden. Mag's auch nur ein spiel sein, aber das römische volk sagt selbst, dass die sonne über Rom nie von S. Peter her auf, sondern nur dort unter gehe. Auf geht sie vom Kapitol. Auf dem Kapitol aber ist die preussische gesandtschaft mit ihrer kapelle. Gott gebe, dass ihre sonne auch Rom einst leuchte!

*) Das ritual des gottesdienstes in derselben ist die Bunsensche liturgie. Zwar fehlt es trotz dem guten willen an kräften, sie allseitig befriedigend durchzuführen, besonders weil die deutschen künstler es für unangemessen erachten, sich mit dem gesang in der kapelle und mit dieser überhaupt zu befassen, wovon nur einzelne eine darum doppelt anzuerkennende ausnahme machen; dennoch aber kann man hier practisch lernen, ein wie reicher schatz christlicher erbauungsmittel von den ältesten zeiten her in dieser liturgie zusammengefasst ist. Möchte sie auch sonst geprüft und gebraucht werden.

Offenes Sendschreiben an Herrn Professor Dr. Guericke Hochwürden in Halle.

Theuerster Freund!

Der in der Zeitschr. f. luth. Theol. I. 1852. S. 93 F. enthaltene Bericht über die letzte leipziger Conferenz, und Ihre Bemerkung zu meinem Aufsatze von der Gefahr eines protestantischen Pabstthums (ebd. S. 82) veranlassen mich, an Sie, meinen Lehrer und Mitgenossen an der Trübsal, dem Reiche und der Geduld Jesu Christi, zu schreiben, um in Ihren Busen meinen Kummer über den jetzigen Zustand der evangelischen Christenheit auszuschütten. Ist es doch, als ob wir beide und noch einige Andere *) dazu berufen wären, den antichristlichen Irrthum in immer verführerischer Truggestalt an uns herantreten und uns die Bruderhand anbieten zu sehen. Als ich noch Ihren akademischen Unterricht genoss, war es die pietistische Gläubigkeit, die mit prätensiösen Redensarten uns anlockte; kaum diesem Stricke entgangen, breitete die gleissende Unionslüge ihre gewaltthätigen Arme nach uns aus, und heute möchten grundpapistische Sentenzen und Tendenzen unter dem Scheine des ,,Lutherthums " uns gern zu ihren Anhängern pressen. Aber sollten wir darum mit Hintansetzung aller zeitlichen Rücksichten dem pietistischen und unirten Antichrist getrotzt haben, um zuletzt noch dem lutherisch verkappten römischen zu huldigen? Das sei ferne. Ihnen zwar, als hochgestellten Kirchenhistoriker, wäre nicht zu verdenken, wenn Sie Ihr theologisches Ultimatum noch vertagten; ich dagegen darf als freier Protestant, nicht von der Wissenschaft, nicht von des Staats, nicht von der Kirche, sondern allein von Gottes Gnaden, meiner evangelischen Ueberzeugung allewege Luft machen und rund heraus sagen, dass ich kryptopapistische Lu

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*) Dass derer nur Einige seien, glaube ich kaum (die Grenzen lutherischer Kirche sind weiter, als evangelische Hierarchen sie stecken), um so weniger, als Harmonie oder Disharmonie in papistischer oder antipapistischer Theorie oder Praxis meines Erachtens, aus Gründen die in der Natur der Sache liegen, ein nicht minder wesentliches, ja wohl ein noch wesentlicheres Gemeinschaftsband knüpft, als z. B. manche einzelne Lehrbestim mung über das Abendmahl. Auch die Schmalkald. Artikel zählen hekanntlich das Papstthum zu den Artikeln, so das Amt und Werk J. C oder unsere Erlösung betreffeu," unter dem Hauptartikel von der Rechtfertigung, und das Abendmahl zu denen, so wir ,, mit Gelehrten, Vernünftigen oder unter uns selbst handelu mögen."

G.

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theraner nicht für meine Glaubensgenossen halte. Die religiöse Anschauung des breslauer Oberkirchencollegiums, Grabau's, Loehe's und ihrer Geistesverwandten auf beiden Continenten steht mit dem Glauben der Reformatoren in fundamentalem Widerspruche; das ist eine beklagenswerthe Thatsache, doppelt beklagenswerth, sobald sie abgeleugnet oder verhüllt und vermittelt wird, wie auf der leipziger Conferenz geschah. Dort haben ausgezeichnete Theologen das verrufene Mum! Mum! wiederholt, um eine Einigkeit in den Ausdrücken ohne Einheit der Gesinnung zu gewinnen. Damit kann der evangelischen Christenheit unmöglich gedient sein, ihre brennenden Fragen" lassen sich auf solche Weise nicht beseitigen, ja nicht einmal auf die Dauer zurückdrängen oder verbergen. Wer sehen will, sieht gewiss, dass zwei entgegengesetzte Ansichten, die evangelisch - protestantische und die römisch-katholische, sich in Leipzig geltend machten und in einen gemeinschaftlichen Phrasenschleier eingehüllt wurden. Diess gilt namentlich von der wichtigen Frage über das geistliche Amt. Die Niederschlagung des von herrschsüchtigen Klerikern jetzt bereits ausgebeuteten Satzes, die Gemeine ohne das Amt vermöge nichts, halten Sie, theuerster Freund, und ich mit Ihnen, für dringend nothwendig. Wie viel zur Erreichung dieses Zweckes hätte die leipziger Versammlung thun können; aber sie hat nichts dafür gethan, sie hat vielmehr für das Gegentheil gewirkt. Die proponirten wie die acceptirten Thesen, sammt der ganzen Discussion, leisten jenem ,, grundpapistischen" Satze einen trefflichen Vorschub.

Es stellte sich in Leipzig bei den Verhandlungen über das geistliche Amt, als die Hauptfrage die heraus, ob Christus zur Verwaltung der Gnadenmittel einen über der Gemeine stehenden, durch Cooptation sich fortpflanzenden CleJus, eine privilegirte Priesterkaste, eingesetzt habe. Meines Dafürhaltens war es nicht wohlgethan, dass die Conferenz, aus Furcht vor einem drohenden Principienstreite, diese Frage nicht in ihrer ganzen Schärfe hervorhob und sie entweder mit einem festen, einmüthigen Ja, oder mit einem entschiedenen Nein beantwortete. Dann hätte Jeder gewusst, wie er mit dieser theologischen Versammlung daran sei, während sie jetzt in einem evangelisch - protestantisch - römischkatholischen Nebelgrau erscheint. Von unserm beiderseitigen Standpunkte aus, theuerster Herr Professor, müssen wir schmerzlich beklagen, dass leider auch in Leipzig die Furcht vor dem, rothen Gespenste" (vgl. S. 96) die Zungen theils gelähmt, theils beflügelt hat. Wären die Gemüther von den Einflüsterungen solcher Gespensterfurcht frei geblieben, dann

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