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Hoheit waren für Dero Perfon in Couleur de Rofe Taft gekleidet, und gingen allein voran, woben sie denn von ihrer Bande darinn unterschieden waren, daß sie unter ihrem taftenem Futterhemde eine kurze Weste von Brocad anhatten, welche in die Beinkleider ging, und daß anstatt der Schnüre oder Bånder ihr Kleid mit silbernen Tressen beseket war, wobey sie ein krummes Weinmesser in der Hand hielten. Ihnen folgeten nun drey Glieder von ihren Leuten, drey und dren, und war das erste Glied grün, das andere gelb, das lehte aber blau gekleidet. Die Bänder auf den taftenen Kleidern waren auch von unterschiedener Farbe, aber auf einerley Art beseßet, und Hüte von selbiger Farbe. Dieser Haufe wurde von dem Herrn von Ahlfeld geschlossen, welcher ein Kleid von dunkelrother Farbe hatte, das gleich dem, welches Ihro Hoheit trugen, mit Tressen, aber nur mit ganz schmalen, beseher war. In dem ersten Gliede gingen der geheime Rath Claussenheim, Bonde und Ranzau, in dem andern der geheime Rath Bassewih, Stenslicht und Saldern, und in dem dritten der geheime Rath Hespen, torch und Stamke; wir übrigen aber waren für diesesmal nur Zuschauer, weil die Bande nicht stärker seyn sollte, Ihro Hoheit Bande war eine der artigsten. Die übrigen Masken, welche ihnen folgeten, waren auch in unterschiedenen artigen Trachten gekleidet, einige als Burgermeister zu Hamburg in schwarzsammtenen Kleidern und in ihrem völligen Ornat, unter welchen der Fürst Mentschikof mit war; andere, als die Officiere der Garde, in römischer Soldarenmontirung, mit gemalten Harnischen, Sturmhauben, und Blumen auf den Köpfen; wieder andere, als Türken, Indianer, Spanier, (unter welchen der getaufte Jude und lustige Rath des Zaren, La Coste, mit war); andere als Persianer, Chineser, Bischöfe, Prålaten, Canonici, Aebte, Capuciner, Dominicaner, Jesuiten; andere wieder als Staatsminister, mit seidenen Månteln, und groffe Perücken, und als venetianische Nobili; andere als Juben, (welche die hiesigen Kaufleute waren); einige als Schiffoauer, Bergleute und andere Handwerksleute. Die sonderbarsten waren der Knes Pabst, ein Butturlin von Geburt, mit dem Collegium der Cardinale, welcher in ihrer vollkommenen Pontifical Kleidung gingen; die allergrößten und liederlichsten Säufer von ganz Rußland, daben aber leute von Familie waren. Dieses Collegium, nebst seinem Chef, dem sogenannten Knes oder Fürst Pabst, hat seine eigene Statuta, und muß fich in Bier, Brandtewein und Wein alle Tage voll saufen, und so bald einer davon gestorben ist, wird die Stelle durch einen grossen Säufer mit vielen Solennitäten wieder befehet. Die Ursache, warum der Zar dieses Collegium aufgerichtet hat, foll fenn, um dadurch das bey seinen Unterthanen gar zu sehr eingerissene Lafter der Trunkenheit, insonderheit an den Grossen, verächtlich zu machen, und sie zu erinnern, daß sie sich hüten müßten, nicht auf gleiche Weise prostituiret zu werden, weil viele Gouverneurs und andere vornehme Leute ein gleiches Schicksal, wie die etwas Geringern darinn haben, und von dieser Charge nicht befreyet werden.

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Andere

Andere aber sind der Meynung, daß der Zar dadurch den römischen Pabst mit feinen Cardinalen aufziehet und spottet, weil er ihrer Meynung nach seiner eigenen Geistlichen hierin nicht schonet, sondern alle Jahre vor der Fasten einen lächerlichen Aufzug hält; weil vormals am Palmensonntag in Moscau jährlich eine besondere Procesion gehalten worden, woben der Patriarch geritten, und der Zar desselben Pferd zu Fuß am Zügel durch die ganze Stadt führen müssen, an welcher Proceßion Statt mun eine ganz andere gehalten wird, indem um selbige Zeit der Knes Pabst mit seinen Cardinålen entweder auf Ochsen oder Efeln reiten, oder auch in Schlitten mit vorgespanneten Schweinen, Båren, oder Ziegenböcken in der Stadt und von einem zum andern herumfahren, oder reiten müssen. Allein ich glaube vielmehr, daß der Zar die erste angeführte Ursach dazu hat. Doch mag er auch eine verborgene Absicht haben, denn er ist gewiß ein solider und verständiger Herr, welcher anf alierley Art und Weise das Aufnehmen seines Staats, nebst der Ausrottung der alten eingeschlichenen unanständigen Gewohnheiten, zu befördern suchet. Ich hätte bald vergessen bey dieser Gelegenheit anzuführen, daß der Knes pabst zu seiner Aufwartung vom Zaren 10 bis 12 Bediente hat, welche im ganzen Lande zusammen gesuchet worden, und nicht recht reden können, sondern grausam stottern, und allerhand Geberden daben machen. Diese müssen ihm, und sein Collegium in den Festen bedienen, und haben ihre eigene lächerliche Kleidung. Um nun wieder auf die Maskerade zu kommen, so waren ausserdem noch wohl hunderterley andere groteske Masken und Kleidungen vorhanden, welche mit Peitschen, mit Erbsen angefülleten Blasen, und anderm Klapperwerke und Pfeifen, herumliefen, und tausend Aufzüge machten. Es gab auch verschiedene einzelne sonderbare Masken, als einen türkischen Mufti in seiner gewöhnlichen Tracht, Bachus in einer Tiegerhaut, und mit Weinranken behangen, welcher einen Bachus sehr natürlich vorstellete, indem er ein ungemein dicker untergefeßter Mensch war, mit einem sehr vollen Gesichte, der schon drey Tage vorher beständig hatte saufen müssen, und dem kein Augenblick zum schlafen gelassen war. Es ward auch Neptunus sehr naturs lich vorgestellet, und andere dergleichen Götter mehr; ferner ein Satir, (des Fürsten Mentschilofs Tanzmeister,) unvergleichlich natürlich, welcher sehr künstliche, und schwere Schritte im Gehen machte. Andere waren als Kraniche sehr künstlich ge= kleidet. Der große Franzose des Zaren war nebst einem der größten Heyducken, wie ein kleines Kind gekleidet, mit einem Fallhut und Leitzaum, und bende wurben durch zwey der kleinesten Zwerge geleitet, welche wie alte Männer, mit langen grauen Bårten gingen. Etliche gingen wie alte rußische Bojaren, in der vormali gen alten Kleidung, mit hohen Zobelmützen, in langen Kleidern von Goldstof, mit `seidenen Mänteln darüber, auch mit langen Bårten, und ritten auf lebendigen gezähmten Båren. Der sogenannte Witaschi, oder geheime Kuchelmeister, war in etne grosse Barenhaut ganz eingenähet, und stellete einen Båren sehr natürlich vor,

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und wurde in einer solchen Maschine, als worinn die Eichhörner zu laufen pflegen, anfänglich eine Weile herum gewäízet, nachgehends aber mußte er auf einem Båren reiten. Ein anderer stellete einen indianischen Gößenpriester vor, welcher mit Schellen behänget war, und einen Hut mit einem großmächtigen Rand aufhatte. Einige maren wie indianische Könige mit Federn von allerley Farben bekleidet, u. s. w. Nachdem nun alle diese Masken in grosser Ordnung ein Paar Stunden auf dem groffen Plak, unter Zuschauung vieler tausend Menschen, herum gegangen waren, und einander recht betrachtet hatten, so gingen sie in selbiger Ordnung in den Senat und in die übrige Collegienhäuser, woselbst an einer grossen Menge Tafeln für die sämmtlichen Masken das Hochzeitmal des Knes Pabstes gefeyert wurde. Der Knes Pabst sowohl als seine junge Braut von einige 60 Jahren sassen unter schönen Himmeln oder Baldachinen am Tische; nemlich der Knes Pabst allein, mit dem Zar und den Herren Cardinålen, und dessen Braut auch allein bey den Damen. Ueber des Knes Pabst Kopf hing ein von Silber gemachter Bachus, der auf einer Tonne ritte, die mit Brandtewein angefüllet war, den er in des Knes Pabstes Glas, welches dieser darunter halten mußte, pissete, welches dieser austrank. Währender Mahlzeit mußte der als Bachus verkleidete Kerl, welcher die ganze Zeit neben dem Tisch auf einem Weinfaß saß, dem Pabst und dessen Cardinalen abscheulich zusaufen. Er ließ den Wein in eine Tonne laufen, und der Pabst mußte ihm immer Bescheid thun. Nach der Mahlzeit wurde anfänglich ge= tanzet, bis der Zar und die Zarin endlich die beyden neu verehelichten, von welchen der Mann insonderheit unbeschreiblich berauscht war, mit einem grossen Gefolge von Masten nach dem Brautbette begleitete. Dieses war in der erwehnten breiten und grossen hölzernen Pyramide vor dem Senat angerichtet. Die Pyramide war inwendig mit zichtern erleuchtet, und das Brautbette mit lauter Hopfen beleget, und rund um dasselbige standen mit Wein, Bier und Brandtewein angefüllete Fåsser. Auf dem Bette mußten sie noch in Gegenwart des Zaren Brandtewein aus Gefässen trinken, von welchen das für den Mann bestimmte die Form der weiblichen, und das der Frau überreichte die Form der männlichen Scham hatte, beyde aber von ziemlicher Grösse waren. Hierauf wurden sie in dieser Pyramide allein gelassen, in welcher verschiedene Löcher waren, durch welche man sehen konnte, was sie ben ihrem Rausche anfingen. Abends waren alle Häuser der Stadt illuminiret, welches auf Befehl des Zars die ganze Zeit der Maskerade über follten continuiret werden. Es zeigte sich insonderheit des Zaren Haus und Garten nach der Wasserseite sehr schön.

Den 11ten versammleten sich des Nachmittags, nach dem gegebenen Signal, alle Masken wieder nach dem gestrigen Sammelplaß, um die neuen Eheleute aus ihrem Hause auf der andern Seite der Newa über das Wasser nach dem Posthause zu bringen, woselbst der andere Hochzeittag sollte celebritet werden. Als

fle versammlet waren verfügten sie sich in gestriger Ordnung nach bes Knes Pabsten eigenem Hause, woselbst er vor der Thür stand, und sie seiner Gewohnheit nach en paffant alle segnete, auf selbige Art, wie die rußischen Geistlichen zu thun pflegen, und ihnen also seinen påbstlichen und patriarchischen Segen zugleich gab; woben denn ein jeder, ehe er weiter ging, aus einem grossen Kufen einen hölzernen Löffel voll Brandtewein trinken, und hierauf den Pabst, nach abgelegtem Glücks wunsch, lüssen mußte. Alsdenn nahmen sie beyde Eheleute in ihre Proceßion, und nachdem sie ein Paarmal um die Pyramide, in welcher dieselben geschlafen hatten, gegangen waren, feßten sie sich in ihre Fahrzeuge, und kamen unter mancherley Musik, auch Kanonirung sowohl von der Festung als Admiralität, auf die andere Seite nach dem Posthause, um daselbst tractiret zu werden. Die Maschine aber, in welcher der Knes Pabst nebst seinen Cardinålen über das Wasser kam, war von einer sonderbaren Erfindung. Man hatte nemlich ein Floß von lauter ledigen, aber wohl vermachten Tonnen gemacht, so daß immer zwey Tonnen neben einander ges bunden auf dem Wasser flossen. Sechs lagen hinter einander in gewisser Entfernung. Oben in der Mitten auf einem jeden Paar Tonnen lag wieder auf den benden grossen Fässern ein kleines Faß, oder ein Anker, welcher darauf fest ge= bunden war. Auf einem jedɛn Anker saß oder ritte ein Cardinal, und war darauf fest gebunden, um nicht herunter zu fallen. Sie schwommen wie die Gänse hinter einander her. Vor ihnen her trieb eine grosse Braufufe, die von aussen rund umber einen breiten Rand von Brettern hatte, und unter welchen auch ledige Tonnen lagen, um die Maschine in der Höhe zu halten; sie war auch an die hintersten Tonnen, auf welchen die Cardinale ritten, mit Ankertauen und Stricken fest gebunden. Diese Braukufe war nun mit starkem Bier gefüllet, und in Derselben schwomm der Knes Pabst in einer grossen hölzernen Schaale, wie in einem Boot auf dem Wasser, so daß von ihm fast nichts als der Kopf zu sehen war. Er in seiner Maschine, und die Cardinate auf den ihrigen stunden Todesangst aus, ob es gleich keine Gefahr hatte, indem alle nöthige Maßregeln genommen wa ren. Born auf dieser groffen Maschine war ein von Holz geschnißter grosser See'fisch, auf welchem der Neptunus von der Maskerade in seiner Maske ritte, mit sei= nem Dreyzack in der Hand, mit welchem er zuweilen den Knes Pabst in seiner Kufe herumdrehete. Hinten auf dem Rand der Braufufe faß der Bachus auf einer beyondern Tonne, und schöpfte zum öftern von dem Bier aus der Kufe, in welcher der Knes Pabst herumschwomm, und sich nicht wenig über seine beyden Nachbaren årgerte. Sowohl diese grossen, als die kleinen Maschinen wurden durch einige Schaluppen fortgezogen, woben die Cardinåle einen heftigen Lärm mit den Kuhhörnern machten, auf welchen sie beständig blasen mußten. Als der Knes Pabst aus seiner Maschine ans Land treten wollte, waren einige vom Zar bestellete Leute vorhanden, welche ihn, unter dem Schein der Hülfe, mit der

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Maschine, in welcher er in der Kufe herumtrieb, tief in das Bier tauchten, wor= über er sich grausam årgerte, und dem Zar nicht für einen Schilling Ehre ließ, sondern ihn lästerlich ausschalt, weil er wohl merkte, daß seine Eintauchung in das Bier auf beffelben Befehl geschehen sen. Hierauf begaben sich nun alle Maslen nach dem Posthause hinauf, woselbst sie bis spåt auf den Abend beysammen blieben, und Wein trunken.

Den 12ten versammleten sich des Nachmittages wieder die Masken beym Posthause, von wannen sie in allerhand Fahrzeugen, deren einige wohl hundert Personen faffen fonnten, auch zum Theil mit rußischen grossen Schaukeln versehen waren, in welchen sie sich unterm Rudern auf dem Wasser, wenn sie Luft hatten, herumdrehen lassen konnten. Ihro königl. Hoheit hatten für sich und Dero Suite ein eigenes, der Zar und die Zarin mit vielen Damen und Herren auch ein besonderes Fahrzeug mit einer Schaufel. Der Knes Pabst mußte sich mit seinen Cardinalen berselben Maschinen bedienen, mit welchen sie gestern über den Strom gekommen waren. Auf solche Weise begaben sich alle Masken nach dem Fürsten Ventschilof, und wurden in besselben Garten mit allerhand Erfrischungen bewirthet. Sie blieben dafelbst bis gegen Abend; worauf sich ein jeder nach seinem Gefallen nach Hause begab

Den 13ten wurde Rasttag gehalten, und es kamen die Maslen nicht zusammen. Des Mittags speiseten Ihro Hoheit mit den drey geheimen Räthen, auch Stenflicht, Ahlfeld, Ranzau und Grafen Bonde, bey dem Obristen Campenhaus sen, dessen Frau Hofdame ben der Zarin ist. Von da fuhren sie zu Nariskin, woselbst sie Jagusinsky vorfanden, als welcher den vorigen Tag von Abo zurücks gekommen war. Von hier fuhren sie nach der Madame Villebois, die auch Hofs dame ist, ferner zu der Fürstin Tschirlaßin, welche auf der anderen Seite wohnet, und deren Mann vormals Bicegouverneur von Siberien Igewesen; und endlich assen fie des Abends bey Lewolde.

Den 14ten mußten die Maslen sich Nachmittags wieder auf der anderen Seite versammlen, gingen aber bald darauf wieder aus einander, nachdem sie eine Tour nach Galloftin hinunter gemacht hatten; worauf Ihro Hoheit zu Romanof, Major von der Garde, und nachgehends zum Oberpolicenmeister Devier, und von da zur Fürstin von der Wallachey sich begaben, woselbst sie eine Compagnie von Damen vorfanben, und dort ihren Abend angenehm zu= brachten.

Den 15ten fuhren Ihro königl. Hoheit, nachdem sie sich vergebens nach der anderen Seite begeben, indem die Masten nicht beysammen blieben, zum Knes Pabst, und von da zum Großadmiral Appraxin, woselbst sie bis auf den Abend blieben. Es erhub sich daselbst ein Disput zwischen Ahlefeld und Lorch, Bushings Magazin XIX. Theil. R

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