Daß ir nicht in anfechtung falt; Der geiste, der ist willig zwar,
Das fleisch schleffrig und schwach fürwar.
[K 4, 1, 175] Wider hin gieng zu beten er,
6 Sprach: Vatr, ists nit müglich, daß der [A 4, 1, 86c] Kellich der marter geh von mir,
Ich trinck in denn, so gschech es schier. Gieng wider zun jüngern zu-hand Und sie doch wider schlaffend fand. 10 Doch gieng er hin und weckt sie nicht, Fiel nider auff sein angesicht,
Bett und sprach die vorigen wort. Nach dem stund auff von disem ort, Gieng wider zu den jüngern dar 15 Und fand sie wider schlaffend gar, Sprach: Wolt ir schlaffend ruhen nun? Zu der stund wird deß menschen sun Gegeben in der sünder hend.
* Steht auff, so secht ir an dem end 20 Den, der mich verreth in den todt. In dem kam Judas Iscarioth
Sampt hoher priester knechte hauff. Erst wachten die jünger recht auff.
Der geistliche sinn.
25 Bey den jüngern spürt man glat pur De menschen schwach und blöd natur: Ob gleich der geist ist recht gottselig, Thet gern, was gotte wer gefellig, So henckt doch daran fleisch und blut, 30 Das dem geist widerstreben thut, Zeucht ihn ab von dem rechten weg, Ist hinlessig, gar faul und treg Und nur an dem zeytlichen hencket, Wenig an das ewig gedencket, 35 Was gott dem herren zugehöret, Ligt schlaffend, in sünden bethöret. In allen dingen sucht das sein, Was ihm fleisch und blut gibet ein, Ob gleich Christus ihn etwan wecket, 40 Etwan mit seinem wort auffdecket
Sein sünd und unchristliches leben, Vermant ihn rhew und buß zu geben Und ihn gleich etwas munter macht. [A 4, 1, 86d] Drauff der sünder ein klein erwacht, 5 Doch fleisch und blut wider entschlefft, In wollusten, der sünd geschefft, Nach art der verderbten natur,
Obs gotts wort gleich offt wecket pur, Daß es sich sol auffrichten wider,
10 So sincket es bald wider nider. Und also in den sünden knocket Und schlefft dahin arg und verstocket, Seinthalb der mensch auch gar verdürb Und in sein eygen sünden stürb,
15 Wo nicht Christus rürt allermeist Deß sünders hertz durch seinen geist, Zeygt ihm in dem gewissen sein Sünde und missethat unrein, Wie ob ihm brennt der gottes-zorn 20 Und er sey ewigklich verlorn.
Erst wird der sünder auffgewecket, Von grundt seines hertzen erschrecket, Mit forcht und angst gequelet hart, Deß er vor nit entpfindlich wardt, 25 Biß im trohet die göttlich straff. Da erwacht die sünd auß dem schlaff, Daran er schier an gott verzaget, Denn fecht der sünder an und klaget Sein sünde, die er hat gethon 30 Wider gott, seinen herren fron, Durchauß in seinem gantzen leben, Bitt gott von hertzen zu vergeben. Als denn thut ihm der geist Christi Geistlichen in sein hertz allhie
35 Das evangelium verkünden
Zu vergebung all seiner sünden. Erst erwacht deß sünders gemüt, Erkennt die gottes-trew und -güt, [K 4, 1, 176] Die er umb sonst auß gnad anbeut, 40 Von gantzem hertzen wird erfrewt Und fecht an ein bußfertig leben,
Thut allen sünden urlaub geben.
Doch solch sündlich schlaff und auffwecken,
[A 4, 1, 87a] Vom geist vermon, locken und schrecken, Das weret mit uns uber tag,
5 Weil ohn sünd niemand leben mag Weil unser natur ist verderbet, Von Adams fall auff uns geerbet, Daß der sünder fellt siebenmal
Im tag, doch wider von dem fal 10 Auffsteht durch gottes hülff und gnaden Von seiner seel geistlichen schaden, Biß ihn doch Christus nach dem end Empfecht in sein göttliche hend,
Da ewig bstendigkeit erwachẞ
15 Und ewigs leben, wünscht Hans Sachs.
Anno salutis M. D. LXII., am 9 tag Aprillis.
Evangelium: Die verlaugnung Petri.
Luce das zwey und zweintzigst on- Zeigt, Christus sprach: Simon, Simon, Der sathan hat ewer begert,
5 Daß ir durch in gesichtet werd,
Geleich dem weitz, möcht untertretten; Ich aber hab für dich gebeten, Daß dein glaub nicht auffhören thu; Und wenn du dich ein mal herzu
10 Wirst widerumb bekehren sein,
Daß du auch sterckst die brüder dein.
[A 4, 1, 87b] Petrus sprach: Lieber herr, sih an, Ich bin bereyt mit dir zu gahn
In die gefencknuß und den todt,
15 Mit dir zu leyden alle not. Jesus aber antwort: Petre, Ich sage dir warhafft, und eh Der han vor tag wird krehen fast, Dreymal du mein verleugnet hast, 20 Daß du mich kennest keiner ding. Wie es denn dieselb nacht ergieng. Als man den herrn gefengklich bracht Zum hohenpriester dieselb nacht, Zündten die knecht ein fewer an;
25 Petrus setzt sich zu ihn hinan.
1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 77: 110 Die verlaugnung Petri. Vgl. den meistergesang im newen ton Hans Sachsen »Die verlaugnung petri<: Hört wie Cristus zv petro sprach, 1551, 28 März am Carfreytag (zwölftes meistergesangbuch, bl. 74 bis 75).
Allda ein magd ihn sitzen sach Beim fewer, und zu Petro sprach, Als sie ihn eben schawet an:
Diser gieng auch mit disem mann. 5 Petrus aber verlaugnet sein:
Ich kenn sein nit. Uber ein klein Sah Petrum auch ein ander knecht Und saget auch zu Petro schlecht: Du bist auch einer, der alldo 10 Umbgangen ist mit dem Christo. Petrus antwort: Ich bin sein nicht. Nach dem, bey einer stund gericht, Sagt einer: Diser mensch der war Mit ihm, sein sprach verreth ihn gar, 15 Daß er ein Gallileer ist,
Der ihm nachfolget in der frist. Petrus aber laugnet mit zagen:
Mensch, ich weiß nit, was du thust sagen. Da fieng zu krehen an der han,
20 Da wend sich Jesus, sah ihn an, Da gedacht Petrus an die wort, Die er vom herren hett gehort:
Eh der han heint wird krehen sein, Wirst du dreymal verleugnen mein. [K 4, 1, 177] Da gieng Petrus hinauß trawrig, Und weynt von hertzen bitterlich.
Auß diser verlaugnung Petri
Hab wir ein klar exempel hy,
30 Daß noch auff erden mancher christ In grosser vermessenheit ist,
Im glauben vest zu stehn bey gott, Es gelt gleich leben oder todt, De herren wort frey zu bekennen, 35 Sam thu sein geist ihn hitzig brennen In glaub und lieb in diser zeit, Da sich doch urbering begeit, Daß der mensch thut ein harten fal Im glaub und bekentnuß zumal,
40 So der sathan sein glieder hetzen
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