Alsdenn wird der sathan auff erden Den sieg verlieren an dem endt, Wiewol die christlich gmeyn ellendt, [A4, 1, 103b] Steht ir gott bey, wie er verheist, 5 Biß doch zuletzt seins mundes geist Endtlich den widerchrist wird tödten Und helffen gar auß allen nöten. Wenn aber dieselb zeyt wird sein, Das weiß der herre gott allein, 10 Wiewol sich jetzt vast alle zeichen Begeben, sampt werd wir erreichen Das end in disem jammerthal, Daß Christus sein reich allzumal Gott dem vatter werd ubergeben, 15 Da wir denn ewigklichen leben
Mit fried und rhu in gottes reich Von nun an immer ewigkleich,
[K 4, 1, 209] Da wir sampt dem englischen heer Gott ewig sagen lob vnd ehr,
20 Der uns auch durch deß lembleins blut Genad hat thun, das höchste gut,
Da ewig frewd uns blüh und wach Nach dem ellend, das hofft Hans Sachs.
Anno salutis M. D. LXIII., am 29 tag Nouembris.
[A4, 1, 1030] Historia de martyribus. Von dem keyser [A4,1,103c] Valens, dem tyrannen.
Ruffinus schreibt im eilfften buch Ecclesiastica, drinn such,
5 Wie der keyser Valens durchecht Die christen, wider gott und recht Im land Mesopotamia.
Und als in der statt Edissa Der tyrannische keyser lag,
10 Und sach darinn, daß alle tag Die christlich schar zusammen kam Zu dem gebet in gottes nam Vor diser statt im felde weyt, Das er verbot in strengigkeyt, 15 Die christen zu würgen gantz wütig. Sein hauptman aber war zu gütig Und verschont der christlichen armen; Wann ir unschuld thet ihn erbarmen, Auch merckt er nichts schedliches von
20 Den christen, frawen unde monn; Derhalb ihn auch nichts arges thet, Wie der keyser befolhen hett. Solchs wurd dem keyser angesagt, Durch einen heuchler hart verklagt.
25 Darob der keyser zornig ward
Und redt dem hauptman zu gar hart,
Gab ihm auch einen backenstreich,
1 Im 15 [verlornen] spruchbuche, bl. 390: 140 Kaiser valens tyranney mit den cristen. Vgl. den meistergesang im langen ton Hans Folzen »Histori der verfolgten cristen<: Als kaiser valens verfolgt die cristlich gemein, 1553, 21 April (13 meistergesangbuch, bl. 165 bis 166).
Weil er von seim befelch abweich, Die christen nicht bracht zu dem todt, Und ihm bey todes-straff gebot, Daß er deß andren morgens fru 5 Sampt andern raysigen darzu [A 4,1,103a] Solt hinauß reyten für das thor, Und was christen er fünd darvor Versammlet an irem gebet,
Daß er die all umbbringen thet, 10 Solten erstechen und erhawen Am gebet kinder, mann und frawen, Der keines nicht bey leben laß. Den frommen hauptman tawret das, Wiewol er doch ein heyde war,
15 Und ließ warnen der christen schar: Frü soltens bleiben in der statt, Ihm wer befolhen ein mordthat, An den christen drauß zu verbringen. Als aber frü nach disen dingen 20 Der fromme hauptmann auff wolt sein Mit dem reysigen zeug gemein, Ließ er mit trommeten auffblasen, Daß die christen merckten dermassen Die mörderey, und bliebn zu hauß, 25 Keiner kemb zum gebet hinauß. Iedoch so sach der fromb hauptmann, Daß christen, beyde fraw und mann,, Ir keines blieb daheim zu hauß,
Sonder eylten zum thor hinauß,
30 Gleich wie ein schaf zu der fleischbanck, Macht den hauptman von hertzen kranck, [K 4, 1, 210] Daß er bezwungen an dem ort Solt thun vil unschuldiger mordt, Vergiessen so vil christen-blut.
35 Darob ward er gantz ungemut. In dem er lauffen sah ein weib Barhaubt, parfuß, mit dürrem leib, Und ließ offen gar stehn ir hauß, Drang durch den raysing zeug hinauß 40 Und fürt ein kneblein an der hend, Das grien und weynet gar ellendt.
Aber das weib war wolgemut, Danckt gott und sang die psalmen gut. Als der hauptman sach ir andacht, Sprach er zu sein trabanten: Facht
[A4, 1, 104a] Das weib, und fürt sie her zu mir! Als sie ihm das weib brachten schier, Sprach er: Du unseliges weib,
Wie eilst? wilt du ehr, gut und leib Drauß setzen in todtes gefehr?
10 Sie antwort: Ich wil mit beger Hin auffs feld zu christlicher schar, Da sie zum gebet kommen dar, Und der heyling psalmen gesang. Ich bin schier auß gewest zu lang. 15 Der hauptman sprach: Hast nit zu hauß Gehört, das man in zornes grauß Heut nach unsers keysers gebot Alle christen sol würgen todt, Die man drauß auff dem felde find
20 An irm gebet mit weib und kind? Yetzund sind wir gleich auff der straß, Diẞ mord zu enden solcher maß. Das weib antwort: Ich weiß es wol, Daß ich auff heut noch sterben sol,
25 Darumb eyl ich also darzu
Ohn alle forcht, ohn rast und rhu; Mich treibt mein geist, hertz, muth und sinn, Daß ich erfunden werd bei ihn, Und auch mein todt erleyde gar 30 Bey der armen christlichen schar. Der hauptman sprach: Sag aber mir, Was sol das klein kneblein mit dir, Das du mit dir fürst an der hend? Das weib antwort: Daß an dem end 35 Auch mein eynig hertzlieber sohn Auch empfach der martyrer kron Mit mir und ander christen schar, Durch das schwerd auff gen himel fahr. Als der hauptman hört dise wort,
40 Wurd er entsetzet ob dem ort,
Sein hertz ward ihm geschlagen nider,
Und kert mit seim raysing zeug wider Für das rathauß, hinein die statt,
Stieg ab, und für den keyser tratt, [A4, 1, 1046] Fiel für ihm nider auff sein knye, 5 Sprach: Großmechtiger keyser, hie Bin ich gantz willigklich bereyt, Den todt zu leyden dise zeyt,
Eh ich die christen schlag zu todt, Wie mir dein strengigkeit gebot, 10 Weil sie sind alls argen unschuldig, Leyden den todt so gar gedultig! Und saget ihm von wort zu wort Die gschicht von dem weib an dem ort, Die also eylet zu dem todt
15 Und förcht weder marter noch spot. Darob wurd des keysers gemüt Beweget auch zu lauter güt,
Daß er den christen an der stett Nicht mehr so hart zu-setzen thet.
Also gab gott in dem anfang
Zu deẞ christling glaubens auffgang Den christen ein fröliches hertz, Daß sie nicht förchten todes-schmertz,
[K 4, 1, 211] Willig auffgaben leib und leben, Und bewegeten offt darneben
Die heyden durch ir groß gedult In irm leyden, doch umb unschuldt, Das sie auch willigklich annamen, 30 Und zu christlichem glauben kamen. Gott geb noch ietzt zu letzter zeit, Daß die verfolget christenheyt Durch gottes wort sich mehr und wach In dem glauben, das wünscht Hans Sachs.
Anno salutis M. D. LXII., am 15 tag Decembris.
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